Bökel: 500 Ganztagsschulen in einer Legislaturperiode

Bökel: 500 Ganztagsschulen in einer Legislaturperiode

500 Schulen in Hessen sollen nach dem Willen der SPD nach dem geplanten Regierungswechsel 2003 innerhalb einer Legislaturperiode vollständig oder teilweise als Ganztagsschulen eingerichtet werden. „Dieser Kraftakt ist möglich. Und er ist erforderlich, vor allem um Chancengleichheit, soziale Gerechtigkeit und Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern„, begründeten der SPD-Landesvorsitzende Gerhard Bökel und der schulpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Lothar Quanz, am Montag in Wiesbaden einen entsprechenden Beschluss des SPD-Landesvorstands zur Vorbereitung des bildungspolitischen „Kleinen Parteitags„ der Hessen-SPD am 16. Februar 2002.

„Die Pisa-Studie hat der deutschen – nicht der sozial- oder der christdemokratischen – Schulpolitik miserable Noten ausgestellt. In keinem Land hängen Erfolg oder Misserfolg der Schülerinnen und Schüler derart vom Status der Eltern ab, wie in Deutschland. Das ist eine schreiende soziale Ungerechtigkeit und eine Verschleuderung unserer wichtigsten Ressource: dem Talent unserer Kinder. Zur Behebung dieser Misere kann die Einführung der Ganztagsschule neben anderen Maßnahmen erheblich beitragen„, so Bökel und Quanz.

Beginnend ab 2004 sollen 500 Schulen aller Schulformen wohnortnah bei allen Schulträgern gefördert und mit ganztägig arbeitenden Konzepten vier oder fünf Nachmittage geöffnet haben. Die Entscheidung über die Einrichtung einer Ganztagsschule soll die jeweilige Schule in Abstimmung mit dem Schulträger und dem staatlichen Schulamt treffen. „Die Grundlage ist der Elternwille: Wir wollen Ganztagsschulen dort, wo der Bedarf ist. Es wird keinen Zwang geben, sondern ausschließlich die freiwillige Teilnahme, die aber dann jeweils für ein Jahr als Selbstverpflichtung gesichert werden muss„, so die Politiker.

Die 500 Ganztagsschulen werden in den ersten vier Jahren einen finanziellen Aufwand von 250 Mio. Euro erfordern.

Kritik von der CDU-geführten Landesregierung, die SPD preise die Ganztagsschule als Allheilmittel wies Bökel als töricht zurück. „Die Ganztagsschule kann dazu beitragen, viele Probleme zu lösen und vielen Familien das Leben zu erleichtern und zwar immer im Sinne der Kinder.„ Die Landesregierung biete mit ihrer Verweigerungshaltung hingegen keine zukunftsorientierte Problemlösung an. „Sie lässt die Familien im Stich.„

Mit ihrer ausdrücklichen Aussage, dass die Einführung von Ganztagsschulen keine Landesaufgabe sei, habe sich die Kultusministerin schulpolitisch ins Abseits gestellt. „Wenn der Ministerpräsident jetzt eine Handvoll Ganztagsangebote in Aussicht stellt, ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein.„

Eine zentrale Lehre aus Pisa sei, dass in Deutschland zu früh ausgelesen werde, dass die Durchgängigkeit zwischen den Bildungsgängen unzureichend sei. „Es reicht nicht, wie die CDU-Regierung eine Politik für diejenigen zu machen, denen das Abitur schon in die Wiege gelegt wurde. Jedes andere Kind hat dieselben Rechte auf Förderung. Das ist keine klassenkämpferische Parole, sondern die Antwort auf die bildungspolitischen Herausforderungen.„

Die Ganztagsschule werde im SPD-Wahlprogramm durch weitere Vorhaben ergänzt. So werde die SPD in den nächsten Monaten ihre Konzepte zur Lehreraus- und fortbildung weiterentwickeln und Vorschläge für eine bessere vorschulische Bildung sowie den Übergang vom Kindergarten zur Schule vorlegen. Schließlich sei die berufliche Bildung dringend reformbedürftig. „Die Ganztagsschule ist ein zentraler Bestandteil des SPD-Gesamtkonzepts zur Bildungspolitik. Das ist der zentrale Unterschied zwischen uns und der CDU-geführten Regierung: Wir Sozialdemokraten verengen den Blick nicht auf eine technische Unterrichtsgarantie, sondern kümmern uns um die Inhalte und haben Antworten auf alle Zukunftsfragen.„