Ypsilanti: Hohe Gewinne und Stellenabbau passen nicht zusammen

Die Tatsache, das Deutschland Exportweltmeister sei, widerlege die Mär von den schlechten Standortbedingungen. „Wenn in Deutschland wirklich so schlecht und teuer produziert wird, dann frage ich mich, warum sich unsere Produkte im Ausland so gut verkaufen“, sagte Ypsilanti. Hier zeige sich, dass Investitionen in zukunftsweisende Technologien der richtige Weg seien und nicht die Strategie, Löhne weiter zu drücken. „Denn die Ertragslage stimmt: Die Gewinne von zwei Dritteln der Dax-30-Unternehmen lagen zu Ende der letzten Berichtssaison über den Erwartungen des Aktienmarktes.“ Sie forderte, die Gewinne in die Entwicklung neuer Produkte zu investieren.

So habe beispielsweise die Telekom die Analystenerwartungen um 90 Millionen Euro übertroffen. In dieses Bild passe es nicht, gleichzeitig 32.000 Mitarbeiter entlassen zu wollen. Ebenso der Automobilzulieferer Continental: Hier lag der Gewinn knapp 31 Prozent über den Schätzungen, gleichzeitig kündige das Management eine Werksschließung an. „Offensichtlich verwechseln einige Unternehmenschefs notwendige Restrukturierungen mit der Gewinnsucht des Aktienmarktes“, kritisierte Ypsilanti. Sie forderte eine Abkehr von der Orientierung an kurzfristigen Renditezielen.

Dieser Weg sei verteilungspolitisch ungerecht und volkswirtschaftlich falsch. Es könne nicht sein, dass die Kaufkraft von Gewinn- und Vermögenseinkommen deutlich steige, während die Arbeitseinkommen hinterher hinkten. „Hier gerät eindeutig die soziale Balance zu Lasten der Beschäftigten aus dem Lot und alle zahlen drauf“, sagte Ypsilanti. Denn Gewinn- und Vermögenseinkommen würden wieder angelegt und so nicht in den Konsum fließen. So ließe sich die aktuell schwache Binnennachfrage nicht ankurbeln: „Wer soll eigentlich Telefone kaufen, wer soll eigentlich Autos oder Haushaltsgeräte kaufen, wenn dazu das Geld fehlt“, sagte Ypsilanti.