Die SPD-Politikerin bezeichnete es als unverantwortlich, die Schuld den betroffenen Jugendlichen und deren mangelnder Vorbereitung für den Arbeitsmarkt anzulasten. Allein in Hessen fehlten rechnerisch 14.000 Lehrstellen. Wenn in Nordhessen derzeit auf 100 suchende Jugendliche 22 offene Stellen kommen, dann ist das nicht die Schuld der jungen Leute. Vor diesem Hintergrund sei es kaum verwunderlich, dass Hauptschullehrer über mangelnde Motivation ihrer Schüler klagten. Wenn die Jugendlichen keine Zukunftsperspektive für sich sehen, haben sie auch keine Motivation, sich in der Schule einzubringen, sagte Ypsilanti.
Von Landes- und Bundesregierung forderte Ypsilanti, endlich aktiv zu werden. Freiwillige Vereinbarungen mit den Wirtschaftsverbänden reichten offenbar nicht aus. Auch bei anziehender Konjunktur werde offensichtlich nicht ausreichend ausgebildet – deshalb müssten den Unternehmen zusätzliche Anreize gesetzt werden. Betriebe, die ausbilden, könnten zum Beispiel bei den Kammergebühren entlastet werden, so Ypsilanti. Es müsse angesichts der katastrophalen Entwicklung auch erneut über eine Ausbildungsplatzumlage gesprochen werden, bei der diejenigen Betriebe, die nicht ausbilden, belastet und die Betriebe die ausbilden entlastet werden. Nichts ist unverantwortlicher, als tausende junge Menschen perspektivlos von der Schule zu entlassen.
Dem Hessischen Ministerpräsidenten warf Ypsilanti Gleichgültigkeit gegenüber den Jugendlichen vor. Außer Placebo-Maßnahmen wie dem 2004 geschlossenen hessischen Pakt für mehr Ausbildung habe die Landesregierung in der Frage nichts zu bieten. Im Gegenteil: Durch seine Studiengebühren wird Roland Koch die Situation auf dem Ausbildungsmarkt weiter verschlimmern, wenn dadurch mehr Abiturienten auf den Lehrstellenmarkt ausweichen, warnte die SPD-Landesvorsitzende.