Schmitt forderte die Landesregierung auf, die unredliche Eigenlobbroschüre einstampfen oder zumindest die Produktionskosten vom CDU-Landesverband ersetzen zu lassen. Eine solche getrickste Bilanz mag dem Wahlkämpfer Koch angemessen sein, einer Landesregierung ist sie es nicht.
Methode Weglassen
Wichtige Eckdaten zur Entwicklung des Landes würden in der vorgelegten Broschüre überhaupt nicht dargestellt. Schmitt nannte dazu mehrere Beispiele:
So fehle vollständig eine Übersicht über die Entwicklung der Schulden des Landes, die Roland Koch Jahr für Jahr auf einen neuen Höchststand getrieben habe, der inzwischen bei über 32 Mrd. (Plan) für 2007 liege. Dementsprechend werde kein Wort darüber verloren, dass Finanzminister Weimar verfassungswidrige Haushalte vorgelegt und die CDU-Regierung Landeseigentum im Wert von rund 2,5 Mrd. verkauft habe.
Weiter fehle eine Statistik zur Entwicklung des Wirtschaftswachstums in Hessen. In der laufenden Legislaturperiode habe das Wirtschaftswachstum Hessens 2004, 2005 und 2006 unter dem Bundesdurchschnitt gelegen. Im Vergleich aller Bundesländer liege Hessen beim Wirtschaftswachstum von 2000 bis 2006 nur auf dem 11. Platz. Das zeigt einmal mehr, dass Hessen unter Wert regiert wird.
Die Entwicklung der Polizeistellen werde ebenfalls weder grafisch noch verbal dargestellt. Dabei fänden sich die Zahlen ganz einfach in den Landeshaushalten und siehe da im Jahr 1999 hätten 14.564,5 Stellen für Polizeibeamte in Hessen zur Verfügung gestanden, im Jahr 2007 seien es nur noch 13.378.
Schließlich verzichte die Landesregierung auch auf eine Statistik zur Entwicklung der Arbeitslosigkeit und der Ausbildungsstellen. Ohne diese Eckdaten ist die ganze Broschüre Schall und Rauch.
Methode Verdrehen und Verzerren
Um Tatsachen und Einschätzungen in einem anderen Licht erscheinen zu lassen, greife die Landesregierung dazu, Definitionen, Aussagen und Zahlen zu verdrehen und zu verzerren.
So führe die Landesregierung als Beleg für die angebliche Zustimmung von 73 Prozent zur Unterrichtsgarantie Plus keine repräsentative Statistik an, sondern verkehre die tatsächliche Stimmung im Land mit Hilfe einer nicht repräsentativen Umfrage. Der HR hatte seinerzeit 2000 Schulen einen Fragebogen geschickt, von denen nur ein Drittel geantwortet hat. Eine wissenschaftlich ordentliche, repräsentative Umfrage von polis hatte hingegen im Herbst 2006 ergeben, dass 60 Prozent der Wahlberechtigten es für nicht sinnvoll halten, wenn nicht ausgebildete Fachkräfte so genannten Unterricht erteilen.
Um für Hessen eine Spitzenposition beim Thema Ganztagsschule zur konstruieren, werde der Begriff Ganztagsschule verdreht und alle Formen der Mittagsbetreuung mitgezählt. Tatsächlich habe kein Land bis Ende 2006 weniger Mittel aus dem Ganztagsschulprogramm des Bundes abgerufen als Hessen.
Zudem greife die Landesregierung durchgängig zu einem billigen Statistik-Trick, um ihre Leistungen in besserem Licht erscheinen zu lassen, indem sie willkürliche Bezugspunkte für ihre Charts wähle. Hier nimmt sich Roland Koch wohl das alte Wort von Winston Churchill zum Vorbild, der bekanntlich nur Statistiken glauben wollte, die er selbst gefälscht hat.