Nach den ermunternden Ergebnissen der Internationalen Grundschullese-Untersuchung (IGLU), bei der die deutschen Grundschulen zum wiederholten Mal sehr gut abgeschnitten hatten, lässt die erste Berichterstattung über die am heutigen Dienstag im Detail vorgestellte neue Staffel der PISA-Studie wenig Erfreuliches erwarten. Wenn es stimmt, dass die deutschen Jugendlichen sich verbessert haben, dann ist das erfreulich. Nur ist es offenkundig auch so, dass nach wie vor ein sehr großer Teil der Kinder von Bildungschancen abgehängt sind: nämlich Kinder aus sozial und ökonomisch schwächeren Familien und aus Migratenfamilien. Das ist ein gesellschaftlicher Skandal, so Ypsilanti und Domisch.
Nach wie vor seien in Deutschland wie in wenigen anderen Industriestaaten die Bildungschancen der Kinder stark vom sozialen Status der Eltern abhängig. Selbst bei gleicher Kompetenz hätten Kinder aus so genannten bildungsfernen Schichten eine deutlich geringere Chance auf hoch qualifizierte Bildungsabschlüsse. Diese Fehlentwicklung zu beseitigen, sei das vordringliche Ziel der SPD. Im deutschen Bildungssystem müsse Chancengleichheit hergestellt werden. Wir müssen den Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg aufbrechen. Wir müssen Aufstieg durch Bildung wieder ermöglichen und dafür sorgen, dass Bildungsarmut sich nicht mehr vererbt. Dafür brauchen wir mehr Durchlässigkeit im Bildungssystem, denn alle Kinder sollen eine Chance auf gute Bildung haben, alle sollen nach ihrer Leistungsfähigkeit gefördert werden, so Ypsilanti und Domisch.
Außerdem gehe es auch darum, einem zukünftigen Fachkräftemangel vorzubeugen. Denn Deutschland könne es sich gerade auch im Zeichen des demographischen Wandels nicht erlauben, mannigfaltige Talente zu verlieren, sondern im Gegenteil brauche Deutschland deutlich mehr gut ausgebildete Menschen. Wir wollen mit unserem so genannten Haus der Bildung eine neue Bildungspolitik für Hessen auf den Weg bringen und Bildungsbarrieren einreißen. Mit der frühen Bildung fangen wir an, denn in der vorschulischen Lebensphase können und müssen die Entwicklungsnachteile unterschiedlicher Art ausgeglichen werden, so Ypsilanti und Domisch.
Daher müssten die Kindertageseinrichtungen zu Bildungseinrichtungen ausgebaut und als solche verstanden werden. Es solle ein Rechtsanspruch auf den Besuch einer Kindertageseinrichtung geschaffen werden und der Zugang zur frühen Bildung solle beitragsfrei gestellt werden, damit er nicht vom sozialen Status der Eltern abhängig gemacht werde. Darüber hinaus werde die SPD den Übergang zwischen Kindertageseinrichtung und Grundschule flexibel und bruchlos gestalten und daher an allen Grundschulen die Schuleingangsstufe einrichten. Von entscheidender Bedeutung aber ist auch, dass wir die frühe Auslese überwinden und dafür das starr gegliederte Schulsystem durchlässig machen. Wir brauchen längeres gemeinsames Lernen in Verbindung mit individueller Förderung. In der Zielperspektive wollen wir die Kinder bis Klasse 10 zusammen unterrichten, so Ypsilanti und Domisch.
Schulen die sich freiwillig auf diesen Weg machen wollten, sollen die dafür erforderlichen Ressourcen erhalten. Dazu gehöre auch, dass diese Schulen als echte Ganztagsschulen arbeiten könnten. An die Stellen von Querversetzung und Nichtversetzung träten dann gezielte Förderung und individuelles Eingehen auf jedes einzelne Kind, so die Politiker. Flankiert würden diese Entwicklungen durch eine Ausweitung der Selbstständigkeit von Schulen, der Verbesserung und Anpassung der Lehrerbildung sowie der Stärkung der Weiterbildung.
Mit dem Haus der Bildung legt die SPD ein schlüssiges, aufeinander abgestimmtes Bildungskonzept vor, das die Qualität der schulischen Bildung hebt und vor allem soziale Ungerechtigkeiten ausgleicht. Mit Rainer Domisch hat die SPD einen Mann gewinnen können, der seine Reputation und seine Kenntnisse aus dem PISA-Siegerland Finnland einbringen und als Architekt dieses neuen Hauses beste Voraussetzungen mitbringt. Die Zeit ist reif für eine neue Bildungspolitik, so Ypsilanti.