Dr. Hermann Scheer (SPD-Zukunftsteam Wirtschaft und Umwelt) und Dr. Thomas Spies (SPD) über die Gesundheitsgefahren herkömmlicher Energieerzeugung

Die hessische SPD setzt mit ihrem Energieprogramm gleichzeitig auf die Abwendung der Atomgefahren und der Klimagefahren durch die Aktivierung erneuerbarer Energien. Deshalb sind wir nicht nur für die sofortige Abschaltung von Biblis A und das generelle Festhalten am 2001 beschlossenen Atomausstieg, sondern auch gegen den Bau des geplanten 1100 MW Kohlekraftwerks in Großkrotzenburg.

Für unser Konzept sprechen die über die volkswirtschaftlichen Kosten der Klimaschäden noch weit hinausgehenden Kosten durch die Gesundheitsschäden aus dem Betrieb von fossilen Kraftwerken. Hunderttausende vorzeitiger Todesfälle, die Zunahme asthmatischer Erkrankungen, Allergien und Störungen des Immunsystems bei Kindern sowie die Herzerkrankungen durch fossile Energieemissionen bei älteren Menschen sprechen eine deutliche Sprache. Sie entstehen nicht nur durch Klimaschäden und Radioaktivität, sondern vor allem auch durch SO2–, Nox–, CO- und Staubemissionen. Die dazu vorliegenden wissenschaftlichen Untersuchungen u. a. von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind von Dr. med. Thomas Spies MdL zusammengefasst.

Die größten einzigen Eminenten sind große Kohlekraftwerke, besonders diejenigen, die in Ballungsräumen wie dem Rhein-Main-Gebiet stehen oder nach Plänen von EON und dem Willen der Landesregierung neu gebaut werden sollen. Die unmittelbaren volkswirtschaftlichen bzw. sozialen Kosten durch Klima- und Gesundheitsschäden fossiler Energieemissionen im Bereich der Stromerzeugung sind in wirtschaftswissenschaftlichen Analysen ermittelt worden – so etwa in der Studie des Umweltbundesamtes, die von Prof. Dr. Olav Hohmeyer von der Universität Flensburg erstellt wurde. In dieser wurden die „externen Kosten“ der fossilen Stromerzeugung ermittelt und diesen die vermiedenen Schadenskosten durch den Ersatz fossiler Stromerzeugung durch erneuerbare Energien gegenüberstellt.

Daraus ergibt sich, dass durch die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien statt einer überwiegenden Kohlestromerzeugung volkswirtschaftliche Kosten von 10 bis 22 Cent pro Kilowatt vermieden werden. Bei einer Stromproduktion überwiegend aus Erdgas, liegen dagegen die durch erneuerbare Energien vermiedenen externen Kosten zwischen 6 und 13 Cent pro Kilowattstunde. Die Zahlenunterschiede sind abhängig von der Frage niedriger oder höherer Gas und Kohlepreise. Diese durch erneuerbare Energien vermiedenen Kosten liegen deutlich höher als die Mehrkosten für erneuerbare Energien nach dem EEG , die gegenwärtig durchschnittlich bei etwa 2 Cent pro Kilowattstunde liegen und laufend durch die im EEG eingebauten Degressionsstufen bei den Vergütungssätzen sinken. Deshalb ist es auch eine bodenlose Falschbehauptung von Ministerpräsident Koch, dass die Realisierung des hessischen SPD-Programms für den zügigen Ausbau erneuerbarer Energien zu Preissteigerungen von 10 Cent pro Kilowattstunde führen würde. Wenn das hessische SPD-Programm zu einem Anteil von 65 Prozent erneuerbarer Energien in Hessen bis zum Jahr 2013 führen wird, würde allein dieses zur Erhöhung des bundesweiten Anteils von erneuerbaren Energien an der Stromversorgung der Bundesrepublik Deutschland um etwa drei Prozent führen. Alle Analysen der Bundesregierung gehe davon aus, dass die im Regierungsprogramm vorgesehene Erhöhung des Gesamtanteils erneuerbarer Energien in Deutschland auf bis zu 30 Prozent bis zum Jahr 2020 ohne nennenswerte Kostenerhöhung für die Stromkunden realisierbar ist. Mit anderen Worten: Mit der Kampagne gegen erneuerbare Energien hat sich Ministerpräsident Koch mit seiner Landes-CDU aus jeder seriösen Diskussion ausgeschlossen.

Auswirkungen des Betriebs von Kohlekraftwerken auf die menschliche Gesundheit

Luftverschmutzung ist der Umweltfaktor mit dem stärksten Effekt auf die menschliche Gesundheit und verantwortlich für den größten Teil umweltbedingter Erkrankungen. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass Europa weit etwa 20 Millionen Menschen täglich an Atemwegserkrankungen leiden. Von besonderer Bedeutung sind dabei die Feinstäube, insbesondere mit einem Durchmesser unter 2,5 Micrometer (PM2.5). Die Europäische Kommission schätzt, dass allein aufgrund der Außenluftbelastung durch Feinstäube PM 2,5 etwa 350.000 Menschen pro Jahr in der EU vorzeitig versterben. Das entspricht einer Außenluftverschmutzungsbedingten Verkürzung der durchschnittlichen Lebenserwartung von 9 Monaten für jeden EU-Bürger. Herunter gebrochen auf Hessen wären das rein bevölkerungsstatistisch etwa 3.500 Personen pro Jahr, wobei in Hessen aufgrund der höheren Bevölkerungs- und Emissionsdichte eher höhere Werte anzunehmen wären. Eine wesentliche Folge von Feinstaubbelastungen insbesondere von Kindern ist die Entstehung asthmatischer Erkrankungen. So konnte bereit ein signifikanter Risikounterschied gezeigt werden, je nachdem, ob Kinder 500 m oder 1500 m entfernt von einer Autobahn leben. Allein die Behandlungskosten für Asthma in der EU betragen etwa 3 Milliarden Euro. Zwar ist der Zusammenhang zwischen der Entstehung von Asthma und Luftverschmutzung schwach. Dagegen besteht ein starker Zusammenhang zwischen der äußeren Reizen und der akuten Krankheitsschwere wie der Chronifizierung. Grundsätzlich sind Kinder und Ungeborene sind in besonderem Maße gefährdet, durch Umweltgifte gesundheitliche Schäden zu erleiden. Das Aufwachsen in einem Lebensraum mit hoher Schadstoffbelastung bewirkt Störungen der Organentwicklung. Neben den Risiko von chronischen Erkrankungen schon in frühen Jahren (z.B. Asthma bronchiale) bedeutet es für Kinder auch Störungen in der Entwicklung des Immunsystems, eine Zunahme von Allergien und entsprechende gesundheitliche Folgeerkrankungen im Erwachsenenalter (für Details: WHO Regional Office for Europe: Children’s health and environment: A review of evidence. Environmental issue report No 29.). Besonders gefährdet sind auch ältere Menschen und Menschen, die bereits an einer kardiopulmonalen Erkrankung leiden. Sie müssen mit einer Verschlimmerung ihrer Erkrankung rechnen. Morbidität und Mortalität steigen nachweislich mit zunehmender Schadstoffbelastung. So konnte gezeigt werden, dass das Verbot des Verkaufs von bestimmten Kohleprodukte in Dublin 1990 und die dadurch verursachte Reduzierung von Schadstoffen in der Außenluft zu einem dramatischen Rückgang der Sterberaten führte: Rückgang der nicht-traumatischen Todesfälle insgesamt um 6 %, Todesfälle durch Atemwegserkrankung um 16% und Todesfälle durch Herzkreislauferkrankungen um 10·%. (Effect of air-pollution control on death rates in Dublin, Ireland: an intervention study, Luke Clancy, Pat Goodman, Hamish Sinclair, Douglas W Dockery, Lancet 2002; 360: 1210–14). Umgekehrt zeigte sich, dass die langfristige Belastung mit Feinstäuben das Risiko von Herzkranzgefäßerkrankungen, Herzinfarkten und Schlaganfällen spürbar erhöht. Innerhalb einzelner Städte konnte ein lokales Gefälle nachgewiesen. Eine Erhöhung der PM 2,5 Konzentration um 10 µg pro Kubikmeter Luft erhöhte des Risiko einer Herzkranzgefäß bedingten Ereignissen um 24% (Long-Term Exposure to Air Pollution and Incidence of Cardiovascular Events in Women, Kristin A. Miller, M.S. et al. NEJM Volume 356:447-458 February 1, 2007). Hier werden auch soziale Unterschiede in der Belastung und den Folgen deutlich, da sozial weniger privilegierte Menschen eher in Stadtteilen mit höherer Schadstoffbelastung leben. Bei der Verbrennung von fossilen Brennstoffen entstehen viele gesundheits- und umweltschädliche Abfallprodukte. Hauptschadstoffe sind CO2, SO2, NOx, CO, Staub, Asche, Metalle, Radioaktivität, organische (polyzyklische) Verbindungen und Abwärme. Die tatsächliche Luftbelastung durch Abgase von Kohlekraftwerken ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Sie ist abhängig von der Zusammensetzung der Abgase (abhängig vom Brennstoff), der Schornsteinhöhe, der Geschwindigkeit des Austritts, dem thermischen Auftrieb, von Windrichtung, Windgeschwindigkeit, Luftturbulenzen, thermischen Schichtungen, Niederschlag, Sonneneinstrahlung, geographischer Lage und anderen Faktoren. Der tatsächliche Beitrag der Emissionen eines Kohlekraftwerkes zur regionalen Luftbelastung ist daher schwierig zu bestimmen. Auch ist die individuelle Immissionsbelastung und damit die gesundheitliche Gefährdung die Summe von vielen unterschiedlichen Emissionsquellen. In den vergangenen Jahrzehnten konnten die Emissionen von Kohlekraftwerken durch moderne Technik und Filter deutlich reduziert werden. Sie haben dennoch in der Bundesrepublik, im Vergleich zu anderen Verursachern die größte Emissionsrelevanz für CO2, SO2, NOx und Staub. Laut dem Bayerischen Landesumweltamt emittiert ein Kohlekraftwerk (1300 MW) pro Jahr über die Abluft folgende Schadstoffe:

  • Schwefeldioxid (SO2): 3.500 Tonnen/Jahr
  • Stickoxide (NOx): 5.500 Tonnen/Jahr
  • Schwermetallhaltige Stäube (darunter Arsen): 300 Tonnen/Jahr. Damit kann rechnerisch die Konzentration in 100 Milliarden Kubikmetern Luft um 10 µg angehoben werden (s. o.)
  • Kohlendioxid (CO2): 10.000.000 Tonnen/Jahr

    Dabei sind moderne Reinigungsanlagen für die Rauchgase bereits berücksichtigt. SO2 und NOx sind Reizgase. Sie verursachen Reizungen der oberen und der unteren Atemwege. Sie verursachen obstruktive Lungenerkrankungen, z.B. Asthma. Sie sind besonders gefährlich für Menschen mit kardiopulmonalen Erkrankungen sowie Kinder und alte Menschen Über Feinstaubbelastung in Bezug auf Krankheit und Sterblichkeit gibt es viele wissenschaftliche Untersuchungen. Im Gegensatz zu den gasförmigen Schadstoffen ist der eindeutige Zusammenhang zwischen Feinstaubbelastung in der Atemluft und Krankheit eindeutig messbar und damit beweisbar. Die Messdaten werden nicht durch regionale Besonderheiten verfälscht oder beeinflusst. Die Daten sind damit weltweit vergleichbar. Zwar existieren für alle Schadstoffemissionen gesetzlich festgelegte Grenzwerte. Allerdings bedeuten diese nicht immer, dass ein Gesundheitsschaden erst bei Überschreitung eintritt. Kanzerogenität z. B. kennt in vielen Fällen keine Risikofreien Werte. Auch treten Gesundheitsschäden individuell bereits früher ein. Dies trifft erst recht zu bei einer bereits gesundheitlich vorbelasteten Bevölkerung. Dies trifft besonders zu bei Kindern. Aus gesundheitsökonomischer und volkswirtschaftlicher Sicht ist zu bedenken, dass zusätzliche Schadstoffbelastung der Luft, zusätzliche Schadstoffbelastung der Umwelt und klimatische Veränderungen erhebliche zusätzliche Kosten für die medizinische Versorgung verursachen. Konsequente medizinische Prävention muss daher nicht nur bei Hinweisen auf Individuelle Vorbeugung ansetzen. Sie muss insbesondere Verhältnis- und nicht nur Verhaltensprävention sein. Dazu gehört insbesondere die Reduzierung von Umweltbelastungen für den Menschen. Eine Verringerung insbesondere von Luftgebundenen Schadstoffemissionen durch die Hauptverursacher (Kraftwerke mit fossilen Brennstoffen, Industrie) ist dringend geboten.

    Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit

    Betrachtet man die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels, so lassen sich direkte und indirekte Effekte unterscheiden. Bei den direkten Wirkungen handelt es sich um die unmittelbaren Folgen von Klima- und Wetteränderungen auf den menschlichen Organismus. So können Hitze und Kälte zu einer erhöhten Sterblichkeit wie zu vermehrten Krankheiten führen. Wetterextreme und deren Folgen wie Dürren, Stürme, Sturmfluten, Überschwemmungen, Lawinenabgänge oder Erdrutsche können das Leben und die Gesundheit vieler Menschen bedrohen. Indirekte Auswirkungen des Klimawandels betreffen insbesondere die Verbreitung von Infektionskrankheiten, die durch Krankheitsüberträger wie Stechmücken, Zecken oder Nagetiere übertragen werden. Klimaveränderungen beeinflussen hier die Verbreitungsgebiete, Population oder Infektionspotentia. Außerdem beeinflussen eine verstärkte klimabedingte Luftbelastung in Ballungsgebieten, die Verfügbarkeit von sauberem Wasser und von Nahrungsmitteln und ein durch den Temperaturanstieg erhöhter Meeresspiegel vielfältige Wirkungen auf die menschliche Gesundheit.

    Direkte Auswirkungen

    Hitzewellen haben in den letzten Jahren die Folgen des Klimawandels für die Gesundheit bislang am deutlichsten vor Augen geführt: so starben im Sommer 2003 in Westeuropa 55.000 Menschen an den Folgen der Hitze, 35.000 davon allein im August. Die höchste Mortalitätsrate wurde an ausgeprägten Hitzetagen erreicht. Leidtragende des Klimawandels sind vor allem jene Menschen, die sich nur schlecht an die Veränderungen anpassen können: Alte, Kranke und Kinder. So führt etwa Hitze bei älteren Menschen leicht zu Herz-Kreislauf-Beschwerden, bei Kindern steigt das Risiko eines Hitzschlags oder Sonnenstichs. Auch soziale Differenzen machen sich bemerkbar: der Besitz einer Klimaanlage reduziert Risiken. Allerdings muss bei Hitzewirkungen berücksichtigt werden, dass mildere Winter die Auswirkungen etwas abmildern. Eine weitere Folge des wärmeren Klimas wird vor allem Allergikern treffen: die Ausdehnung der Pollensaison. Manche Pollen fliegen früher als bislang umher, andere Pflanzen schicken ihre Allergene noch spät im Oktober auf die Reise. Insgesamt stieg die Dauer des Pollenflugs in Europa während der vergangenen 30 Jahre um durchschnittlich zehn bis elf Tage. Zusätzlich treten neue Pflanzen mit stark allergenen Pollen auf, insbesondere die aus Nordamerika stammende Ambrosia, die sich inzwischen auch in Deutschland ausbreitet. Die Zunahme auch anderer extremer Wetterereignisse wie Überschwemmungen, Dürren und Stürme hat einerseits durch direkte Einwirkungen, andererseits aber auch indirekt weitreichende Konsequenzen für das menschliche Leben und die menschliche Gesundheit. Überschwemmungen und Stürme fordern zahlreiche Tote und Verletzte, so in China 1996 mit über 3000 Toten und 363800 Verletzten, der Wirbelsturm Katrina in den USA oder in Mitteleuropa 1997 bei der Oder-Überschwemmung. Dabei ist der Spielraum der Entwicklungsländer deutlich geringer: wo Wasser jetzt schon knapp ist, haben Hitzewellen katastrophale Folgen. Sie wirken sich insbesondere auf die Nahrungsmittelversorgung wie auf die Wahrscheinlichkeit mancher Infektionskrankheiten aus: Missernten als Folge von Dürren oder Überschwemmungen treffen jene Menschen besonders hart, die schon mangelernährt sind. Sie begünstigen auch den Ausbruch verschiedener Krankheit wie Cholera oder Durchfallerkrankungen durch verunreinigtes Wasser. Ist zudem die medizinische Versorgung schlecht, sind die Menschen Infektionskrankheiten weitgehend schutzlos ausgeliefert.

    Indirekte Auswirkungen

    Noch von größerer Bedeutung als die direkten werden die indirekten Auswirkungen einer Klimaänderung auf die Gesundheit sein, vor allem bei Krankheiten, die durch verschiedene Überträger verursacht werden. In Mittel- und Nordeuropa spielen insbesondere die durch Zecken übertragene Meningoenzephalitis FSME und die Lyme-Borreliose eine wichtige Rolle. Die Zeckenenzephalitis ist eine Virusinfektion, die zur Erkrankungen der Hirnhaut, des Gehirns und des Rückenmarks führen kann, ohne dass es dagegen eine wirksame Therapie gibt. Si eist zwar noch selten, kann aber tödlich verlaufen. Die Lyme-Borreliose wird durch Bakterien verursacht und kann mit Hilfe von Antibiotika behandelt werden. Die milden Winter der letzten Jahre haben die Überlebenschancen von Zecken und ihren Wirtstieren (kleineren Waldnagern und Rotwild) stark begünstigt. Dadurch konnte die Übertragungsintensität in den jeweils folgenden Jahren auf einem sehr viel höheren Niveau ansetzen, da nicht erst entsprechend neue Populationen aufgebaut werden mußten. So ist die von Zecken übertragene Erkrankung FSME inzwischen schon nach Nordschweden vorgedrungen. Aber auch tropische Erkrankungen wir beispielsweise die Malaria sind davon betroffen. Die Malaria gehört weltweit zu den wichtigsten vektorbedingten Krankheiten. Gegenwärtig leben etwa 40% der Weltbevölkerung in malaria-gefährdeten Gebieten, 400-500 Millionen werden jährlich neu infiziert und über eine Million Menschen, meistens Kinder unter fünf Jahre, sterben jedes Jahr an einer Malaria-Infektion. Die Malaria war in früheren Zeiten in Mitteleuropa heimisch, sogar in Ostfriesland galt sie als endemisch. Durch moderne Transportmittel gelangt sie heute wieder schnell auch in Malaria-freie Regionen, und durch den Klimawandel wird das Überleben auch der Überträgermücken in solchen Regionen möglich. Daher kann eine Temperaturerhöhung in Gebieten, in denen bisher eine zu niedrige Temperatur das Auftreten der Krankheit verhindert hat, zu einer sehr rapiden Ausbreitung der Krankheit führen, was auch damit zusammenhängt, dass die betroffene Bevölkerung keine Immunabwehr gegen Malaria entwickelt hat. Ein weiterer Problemfall ist die Sandmücke, Überträgerin der gefürchteten Leishmaniose. Sie ist ursprünglich im arabischen Mittelmeerraum heimisch und inzwischen in Südfrankreich angekommen – und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass sie an der französisch-deutschen Grenze Halt macht. Im Gegenteil: Mittlerweile sind Sandmücken, die im Übrigen so winzig sind, dass sie durch jedes Moskitonetz schlüpfen, auch schon in Baden-Württemberg gefunden worden.