Ypsilanti bezog sich auf das Interview Kochs in der heutigen Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Herr Koch stellt sich einmal mehr als Opfer dar das Gegenteil ist der Fall. Er hat eine Wahlkampagne losgetreten, die auf gesellschaftliche Spaltung angelegt war und die Ressentiments geschürt hat. Heute der SPD einen Verhetzungsansatz vorzuwerfen, ist nichts anderes als Legendenbildung und zeigt, dass Herr Koch seine krachende Wahlniederlage bislang nicht verstanden hat, sagte Ypsilanti.
Herr Koch ist aus zweierlei Gründen mit seiner Kampagne gescheitert: Zum einen, weil was er heute leugnet klar erkennbar war, dass er das Thema Ausländerkriminalität auf niedrigstem Niveau als bewusst polarisierendes Wahlkampfspektakel inszenieren wollte. Zum anderen, weil ihm nachgewiesen worden ist, dass er in neun Jahren Amtszeit von den Stellenstreichungen bei der Polizei bis zur Verfahrensdauer vor den Jugendgerichten viele Versäumnisse zu verantworten hat. Herr Koch war in dieser Frage komplett unglaubwürdig.
Schließlich diene die Reduzierung der CDU-Wahlniederlage auf die gescheiterte Kriminalitätskampagne ebenfalls der Legendenbildung. Das wichtigste Thema für die Wählerinnen und Wähler sei die Bildungspolitik gewesen, bei dem sich die SPD einen deutlichen Kompetenzvorsprung gegenüber der CDU herausgearbeitet habe. Die SPD hatte eine langfristige Strategie in der Themensetzung – von der Bildungspolitik über die soziale Gerechtigkeit bis zur Energiewende. Dem hatte die CDU nichts entgegenzusetzen außer einer Diffamierung der SPD-Konzepte, die nicht gegriffen hat, so Ypsilanti. Die SPD hat sich den Wahlsieg erkämpft mit Gestaltungswillen und neuen Ideen, während die CDU ihren Mangel an konzeptionellen Vorstellungen mit Angst-Kampagnen überdecken wollte.
Ypsilanti bekräftigte ihren Anspruch, eine Landesregierung unter ihrer Führung zu bilden. Herr Koch hat 320.000 Wähler verloren, 12 Prozent der Stimmen. Die SPD hat fast 8 Prozent zugelegt und ebenso viele Mandate wie die CDU erzielt. Damit hat die Hessen-SPD einen klaren Wählerauftrag zur Regierungsbildung.
Herr Koch scheint immer noch nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen, dass die CDU in Hessen und auch er ganz persönlich abgewählt worden sind. Die Andeutung einer Mea-Culpa-Pose wie heute in Kochs FAS-Interview ersetze keine ernstzunehmende Auseinandersetzung mit dem Wahlergebnis. Herr Koch folgt seinen bekannten Argumentationsmuster: Es war alles nicht so gemeint, wie es verstanden wurde. Er bleibt sich treu in der Haltung, für nichts wirklich die Verantwortung zu übernehmen. Deshalb haben die Wählerinnen und Wähler ihm die Verantwortung entzogen.