
Ein "unerträgliche Verharmlosung der Atomkraft-Risiken und blinde Atomliebe" hat der hessische SPD-Vorsitzende Thorsten Schäfer-Gümbel dem hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch am Samstag in Wiesbaden vorgeworfen. Anlass ist ein Interview Kochs mit dem "Hamburger Abendblatt", in dem er die "Dummheit der Energiekonzerne in ihrer Kommunikation" geißelt.
"Die Risiken der Atomkraft sind kein Kommunikationsproblem. Wer so argumentiert wie Herr Koch, verharmlost die Gefahren und wird seiner politischen Verantwortung nicht im Mindesten gerecht", sagte Schäfer-Gümbel weiter.
Der Vorwurf der Dummheit falle auf Herrn Koch selbst zurück: "Wie dumm ist es, die Pannenanfälligkeit der alten Schrottreaktoren nicht zu erkennen? Wie dumm ist es, das Risiko von Flugzeugabstürzen oder Terroranschlägen zu verharmlosen? Wie dumm ist es, wenn man das unlösbare Problem der sicheren Endlagerung ignoriert?" Der Ausstieg aus der Atomkraft sei der einzig richtige Weg.
Mit Koch melde sich im Übrigen ausgerechnet der Ministerpräsident zu Wort, der beim Thema Erneuerbaren Energien auf der ganzen Linie versage. Hessen liege nach einer unabhängigen Studie des Deutschen Instituts der Wirtschaft (DIW) beim Einsatz Erneuerbarer Energien auf Platz 14 der Bundesländer.
Die Verharmlosung der Atomkraft-Risiken sei bei Koch systematisch angelegt. Schäfer-Gümbel erinnerte daran, dass erst vor wenigen Tagen bekannt geworden sei, dass der hessischen Landesregierung seit Jahren eine Studie über die Risiken eines Flugzeugabsturzes auf Biblis vorliege, die unter Verschluss gehalten worden sei. "Offensichtlich ignoriert Herr Koch alle Erkenntnisse, die nicht mit seiner Schulbuch-Physik – zu der er sich heute im Interview ja bekannt hat – zusammenpassen. Soviel Borniertheit ist gefährlich für die Menschen in Deutschland."