Alle Parteien werden gleich behandelt! Wir fragen: Alle?

Vor Wahlen ist es Abgeordneten nicht erlaubt, öffentliche Einrichtungen zu Wahlkampfzwecken zu besuchen und sich dort mit Repräsentanten ablichten zu lassen. Dies gilt für Schulen, die Polizei, Justizvollzugsanstalten und weitere. Diese Regel ist allen Parteien, allen Fraktionen, allen Abgeordneten bekannt – jenen des Hessischen Landtages und jenen des Deutschen Bundestages. Nur nicht Herrn Riesenhuber, dem CDU-Bundestagsabgeordneten aus dem Main-Taunus-Kreis.

Prof. Riesenhuber war nämlich gestern in Hattersheim an der Regenbogenschule unterwegs. Diese ist eine von sechs Grundschulen, die an einem Pilotprojekt teilnehmen, das ausgewogene Ernährung von Schülern gewährleisten soll. Die REWE-Gruppe hatte diese Maßnahme zusammen mit dem Bundesverband Deutscher Tafeln ins Leben gerufen. Mitarbeiter der Tafel in Hattersheim übernehmen die Verteilung der Pausenbrote, der „Power-Tüten“, an die Schüler. Derzeit läuft eine dreimonatige Pilotphase.

Riesenhubers Besuch ist heute im „Höchster Kreisblatt“ dokumentiert – auf einem Foto mit den Iniatiatoren und Kindern der Schule im Klassenzimmer. Als der Schulleiter vom Besuch des Abgeordneten erfuhr, wurde dieser gebeten zu gehen. Das Foto war aber schon gemacht – Glück für Herrn Riesenhuber, Pech für die Mitbewerber von SPD, Grünen und anderen.

Würde man die heimische SPD-Landtagsabgeordnete Nancy Faeser zu diesem regelwidrigen Vorgang befragen, sie hätte gewiss kein Verständnis. Verständlich, oder?