Zur gestrigen Meldung des Arbeitsministeriums, dass der hohe Frauenanteil in hessischen Arbeitsmarktprogrammen die vorbildliche Umsetzung des Gender Mainstreaming in Hessen belege, sagte heute die frauenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Petra Fuhrmann:
Zur Verbesserung der beruflichen Situation von Frauen und zur Beseitigung bestehender Nachteile auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt reicht es nicht, sich auf die Schulter zu klopfen und sich aufgestockter Mittel zu rühmen, Frauen werden in Hessen immer noch weniger gefördert als Männer. Von einer vorbildlichen Umsetzung des Gender Mainstreaming könne überhaupt keine Rede sein. Zum einen seien nur rund neun Prozent aller arbeitssuchenden Frauen überhaupt in Maßnahmen, während der Anteil bei den Männern bei 11,3 Prozent liege. Zum anderen würden Frauen überwiegend an Qualifizierungsmaßnahmen teilnehmen, die in geringerem Maße zur Eingliederung in den Arbeitsmarkt führten.
Nach Fuhrmanns Auffassung wäre es erforderlich, dass der Frauenanteil bei den Maßnahmen zur Förderung von abhängiger oder selbstständiger Beschäftigung gesteigert würde. Instrumente, die auf eine aktive Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt abzielen, wie Existenzgründungszuschüsse, Lohnkostenzuschüsse und betriebliche Trainingsmaßnahmen würden die Chancen von Frauen auf berufliche Integration erheblich erhöhen.
Auch bei der Erwerbstätigkeit insgesamt sind Frauen in Hessen weiterhin unterrepräsentiert, betonte Fuhrmann. Mit einem Anteil von 45,3 Prozent erwerbstätiger Frauen liegt Hessen unter dem Bundesdurchschnitt. Hinzu komme die nach wie vor ungleiche Erwerbsstruktur. Frauen stellten nur rund 36 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten, aber knapp 83 Prozent der Teilzeitbeschäftigten.
Wenn die Landesregierung das Prinzip des Gender Mainstreaming vorbildlich umsetzen wolle, müsse sie mehr dazu beitragen, dass sich Frauen häufiger für eine Vollzeitbeschäftigung entscheiden können. Leider klaffe bei der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf gerade in Hessen eine große Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit.
Dem IAB-Betriebspanel Hessen 2008 zur Beschäftigungssituation von Frauen zufolge gebe es in Hessen in 92 Prozent der Betriebe keinerlei Vereinbarungen oder freiwillige Initiativen zur Förderung von Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen. Zudem habe die Zahl der Frauen, die in hessischen Betrieben die höchste Karrierestufe erreichen, tendenziell abgenommen. Schöne Worten allein ändern nichts, so Fuhrmann.