
„Es gibt es nur eine Welt. Wir betreiben mit unserem Verhalten eine sehr kurzsichtige Politik“, sagt Gisela Stang und erzählt im Interview mehr von ihrem Engagement in der Entwicklungszusammenarbeit. Rolle und die Projekte der Kommunen standen schon im Mittelpunkt des Forums „Eine-Welt“ Ende März in Frankfurt.
Vorwärts: Was hast du in Burkina Faso gemacht?
Gisela Stang: Hofheim hatte schon vor Jahren zusammen mit unserer französischen Partnerstadt Chinon Projekte in Burkina Faso durchgeführt. Eine Schule wurde gebaut, es gab ein Pflanzprojekt und auch ein Krankenhaus wurde unterstützt. Wir versuchen, dieses Engagement wieder mehr zu beleben – und zwar nun in einer trinationalen Partnerschaft. Deshalb sind wir vor Ort gereist, um uns vor Ort ein Bild von der Situation zu machen.
Vorwärts: Warum engagierst du Dich?
Gisela Stang: Ich liebe Afrika und ich liebe die Menschen. Von jeder Reise komme ich reicher zurück, als ich hingereist bin. Von der Offenheit und Warmherzigkeit der Menschen können wir viel lernen. Es macht mich aber genauso betroffen, dass wir in der sogenannten „Ersten Welt“ denen in der „Dritten Welt“ und speziell in Afrika kaum eine Chance geben. Dabei gibt es nur eine Welt und wir betreiben mit unserem Verhalten eine sehr kurzsichtige Politik.
Vorwärts: Was können Kommunen in der Entwicklungszusammenarbeit tun?
Gisela Stang: Sie können die Arbeit der staatlichen Entwicklungspolitik ergänzen und neue Zugänge eröffnen. Sie haben Potenziale, die für die Entwicklungszusammenarbeit überaus wichtig sind: Bürgernähe, die enge Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft, das Wissen über Städtepartnerschaften und nicht zuletzt Kompetenzen im Managen einer Stadt: Stadtentwicklung, Infrastruktur, Daseinsvorsorge, Sozialplanungen und kommunale Selbstverwaltung.
Vorwärts: … und so globale Veränderungen bewirken?
Gisela Stang: Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, haben globale Ursachen. Sie lassen sich nur global lösen. Unsere konkrete Hilfe ist kein Almosen, sondern dient dem Überleben für uns alle. Mir geht es dabei um Veränderungen, die überall stattfinden müssen und können: um eine sozial gerechte Globalisierung, um fairen Welthandel, um Klima- und Umweltschutz. Und es geht auch um Veränderungen von Lebens-, Arbeits- und Konsummustern hier in der „Ersten Welt“. Die ungelösten Probleme des Südens sind auch dieProbleme des Nordens – und umgekehrt.
Gisela Stang ist stellvertretende Landesvorsitzende und Bürgermeisterin in Hofheim (Main-Taunus-Kreis).
Interview aus „Vorwärts Hessen“ (Mai)