Vordenker der Bildungspolitik – Chancengleichheit war sein Ziel

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Den kurz vor seinem 86. Geburtstag verstorbenen früheren hessischen Kultusminister Prof. Dr. Ludwig von Friedeburg hat der hessische SPD-Landesvorsitzende Thorsten Schäfer-Gümbel am Donnerstag in Wiesbaden gewürdigt. "Ludwig von Friedeburg hat Maßstäbe in der bildungspolitischen Debatte gesetzt. Er war der Vordenker einer Bildungspolitik, die sich der Verwirklichung der Chancengleichheit verpflichtet sieht."

Die Geschichte habe dem am 21. Mai 1924 in Wilhelmshaven geborenen von Friedeburg in weiten Teilen Recht gegeben. "Von Friedeburg war seiner Zeit weit voraus." Während insbesondere konservative Bildungspolitiker von Friedeburgs Vorstellungen mit Vehemenz bekämpft hätten, habe beispielsweise Finnland sein Bildungssystem umgestellt und damit die Weichen für die heutige Spitzenposition in den PISA-Vergleichsstudien gestellt, sagte der SPD-Vorsitzende. "Ludwig von Friedburg hat sich nie mit dieser sozialen Auslese abfinden wollen, die unserem Bildungssystem leider bis heute bescheinigt wird."

"Die Sozialdemokratie verliert mit Ludwig von Friedeburg einen großen Intellektuellen, einen Wegbereiter moderner Bildungspolitik und einen treuen Genossen. Wir werden sein Andenken ehren und trauern mit seiner Familie und seinen Freunden."

Von Friedeburg war von 1955-1962 Abteilungsleiter am Institut für Sozialforschung an der Universität Frankfurt am Main. Nach seiner Habilitation bei Theodor W. Adorno an der Philosophischen Fakultät der Universität Frankfurt am Main war er zunächst ab 1962 Professor für Soziologie und Direktor des Instituts für Soziologie an der Freien Universität Berlin. 1966 kehrte er als Professor für Soziologie und Direktor des Instituts für Sozialforschung an der Universität Frankfurt am Main zurück. Von 1969-1974 war von Friedeburg Hessischer Kultusminister, von 1970 bis 1974 Mitglied des Hessischen Landtags und von 1975-2001 Geschäftsführender Direktor des Instituts für Sozialforschung.