„Nur eine solidarische Gesellschaft ist auch eine freie Gesellschaft“

Moderator Schmidt-Degenhardt mit Erhard Eppler.
Entleerung des Begriffs „Solidarität“ anhand Beispiele aus der Tagespolitik:Hartz-IV, Länderfinanzausgleich
Erhard Eppler beim Forum Kirche und Politik am 27.9.2010

„Was ist mit einer Gesellschaft, in der Wettbewerb zu einem Grundprinzip geworden ist und die Solidarität ersetzt hat?“ Darüber diskutierten rund 80 Gäste aus den Kirchen und der SPD bei der ersten öffentlichen Veranstaltung des Forums „Kirche und Politik“ am 27. September im Frankfurter Haus am Dom.

Eppler skizzierte den Staat im 21. Jahrhundert als einen Marktstaat mit einer Gesellschaft, in der Wettbewerb aus einer ökonomischen Notwendigkeit heraus zu einem gesellschaftlichen Grundprinzip geworden sei. Er habe die Solidarität ersetzt.

Aber: nur eine solidarische Gesellschaft sei auch eine freie Gesellschaft. Eine freie Gesellschaft, in der die Menschen füreinander einstehen, sich trauen, Risiken einzugehen, unterstrich Eppler. Dies sei besonders wichtig in einer Zeit, in der immer mehr Angst vor Armut und gesellschaftlichem Abstieg herrsche. „Doch die Epoche des Marktstaats geht zu Ende“, machte Eppler Mut. Er forderte die Menschen auf, sich zu fragen, wie sie leben wollen: Welche Werte in unserer Gesellschaft sollen wachsen? Eine wichtige Aufgabe der Kirchen sei, „Paten des Grundwerts Solidarität zu sein“ und gegen den Marktradikalismus anzugehen.

Eröffnet wurde die Veranstaltung vom SPD-Landesvorsitzenden Thorsten Schäfer-Gümbel, der die Entleerung des Begriffs „Solidarität“ mit Beispielen aus der aktuellen Tagespolitik beschrieb: die Höhe der Hartz-IV-Regelsätze und der Unmut über den Länderfinanzausgleich.

Die Veranstaltung fand gemeinsam mit der Katholischen Akademie Rabanus und der Evangelischen Stadtakademie „Römer 9“ statt.