
"Zum Gedenken an Holger Börner, eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der deutschen und hessischen Sozialdemokratie, stiftet die SPD Hessen die Holger-Börner-Medaille. Sie soll als höchste Auszeichnung des Landesverbandes für herausragende Verdienste um unsere Partei verliehen werden", sagte der Generalsekretär der hessischen SPD Michael Roth am Montag in Kassel. Am 7. Februar 2011 wäre der langjährige hessische Ministerpräsident und SPD-Landesvorsitzende 80 Jahre alt geworden. Die Medaille ist nur wenigen Trägern vorbehalten und soll am 2. August, dem fünften Todestag Börners, erstmals vom SPD-Landesvorsitzenden Thorsten Schäfer-Gümbel verliehen werden.
Die SPD Hessen und die Friedrich-Ebert-Stiftung, dessen Vorsitzender Börner von 1987 bis 2003 war, legten am Montag Kränze an seinem Grab in Kassel-Wolfsanger nieder. Im Beisein von Carola Börner, der Witwe des SPD-Politikers, und weiterer Familienangehöriger sowie Weggefährten würdigten Kassels Oberbürgermeister Bertram Hilgen, der Vorsitzende der Friedrich-Ebert-Stiftung Dr. Peter Struck und SPD-Generalsekretär Michael Roth die Verdienste des Sozialdemokraten, der auch Ehrenbürger der Stadt Kassel war.
"Holger Börner hat wie nur wenige unser Land und unsere Partei geprägt. Er übernahm in Zeiten der Unsicherheit und des Umbruchs Verantwortung für sein Heimatland. In seine Regierungszeit fielen die blutigen Auseinandersetzungen um den Ausbau des Frankfurter Flughafens, die Ermordung seines Ministers und Freundes Heinz Herbert Karry durch Terroristen und die Aufnahme eines Bündnisses mit der noch jungen Partei Die Grünen", so Michael Roth. Für seinen unermüdlichen, Kräfte zehrenden Einsatz habe er einen hohen Preis gezahlt und seine Gesundheit aufs Spiel gesetzt. Aber wenn Holger Börner von etwas überzeugt gewesen sei, dann habe er dafür gekämpft und sei Widerständen beharrlich entgegengetreten. Meistens mit großem Erfolg. Roth erinnerte an die in Börners Amtszeit erfolgte soziale Modernisierung des Landes und sein Bemühen, Arbeit und Umwelt zu versöhnen. Selbst Joschka Fischer attestierte dem Sozialdemokraten, sich "bis zur Erschöpfung" für die erste rot-grüne Kooperation in einem Bundesland verausgabt zu haben.
"Börner war ein volkstümlicher, bürgernaher Politiker, der jedoch niemandem nach dem Mund redete. Wir vermissen heute seine klare Sprache, die von jedermann verstanden wurde. Er war ein ermutigendes Gegenbeispiel zur Phrasendreschmaschine, die heute von nicht wenigen Politikern betrieben wird", betonte der SPD-Politiker. Der soziale Aufstieg durch Bildung, von dem Roth und seine Generation dank der von Börner betriebenen Politik profitiert hätten, sei für ihn selbst noch nicht möglich gewesen. Das Abitur und eine Ausbildung zum Journalisten blieben ihm verwehrt, er ging auf den Bau, um schneller Geld zu verdienen. Dennoch sei er sehr rasch mit 26 Jahren als Abgeordneter seiner Heimatstadt Kassel in den Deutschen Bundestag eingezogen, er wurde Parlamentarischer Staatssekretär und Bundesgeschäftsführer der SPD. In seiner Verantwortung lagen auch die fulminanten Wahlsiege von Willy Brandt und Helmut Schmidt 1972 und 1976. "Als erster Vorsitzender des neu gegründeten Landesverbandes der hessischen SPD hat er viel Kraft und Zeit investieren müssen, um die bisweilen programmatisch und emotional auseinander driftenden Bezirke Hessen-Süd und Hessen-Nord zusammenzuführen. Die heutige enge Zusammenarbeit in einem politisch geeinten Landesverband gibt ihm und seiner Strategie eindrucksvoll recht", so Roth.
Die hessische Sozialdemokratie verneige sich vor einem ihrer Großen, der neben dem bisweilen notwendigen Maß an Härte in der Politik von Sensibilität und Menschlichkeit geprägt gewesen sei. Roth: "Die sozialdemokratische Familie in Hessen ist dankbar für sein Wirken. Auch zukünftig werden wir die Erinnerung an ihn wach und lebendig halten."