Diese Woche: Volker Bouffier

Brief an den Ministerpräsidenten

Sehr geehrter Herr Bouffier,

unsere Abgeordneten haben Sie in dieser Woche im Parlament mal wieder schmerzlich vermisst! Wo waren Sie, als sich etwa Ihr Innenminister für die frisierte Kriminalitätsstatistik selbst bejubelte? Wo, als sich Ihre schwarz-gelbe Koalition für Ihre simulierte Kommunalfreundlichkeit feiern lassen wollte? Angesichts des kommunalen Sonderopfers von 344 Millionen Euro ist das Ihrer Truppe ja ordentlich misslungen. Geht es Ihnen vielleicht wie uns: Sie können dieses ganze substanzlose und verlogene Selbstbeweihräucherungsgewäsch Ihrer Parteifreunde nicht mehr ertragen? Auf HR-Info haben Sie das allerdings gut kaschiert. All die vielen Einladungen im Lande seien schuld, sagten Sie. Was machen Sie denn die ganze Zeit, während der Landtag debattiert? Erste Spatenstiche ausführen, Bänder durchschneiden, Hände schütteln und in Kameras lächeln? Das Ablenkungsmanöver haben wir durchschaut! Es dürfte ja nicht zu viel von Ihnen verlangt sein, wenn Sie sich, wie im Übrigen andere Ministerpräsidenten auch, die Plenartage freischaufeln. Zumal Sie ja noch Abgeordneter sind und darauf mächtig stolz zu sein scheinen. Seien Sie doch ehrlich: Sie ergreifen die Flucht, weil Sie den hohlen Phrasen und tumben Polemisierungen Ihrer Parteifreunde nicht länger zuhören wollen. Herr Bouffier, uns nervt das auch! Nur verkrümeln, so wie Sie, kann sich von uns niemand.

Mit freundlichen Grüßen
Michael Roth

Der Generalsekretär der hessischen SPD, Michael Roth, kürt im wöchentlichen Rhythmus einen hessischen Politiker für seine "Verdienste" im politischen Betrieb zum "Mitarbeiter der Woche". In der Kolumne greift Roth künftig skandalöse Ereignisse und Vorgänge, Fehltritte und anderes Kritikwürdiges aus der Landespolitik auf.