„Thorsten war kein Weg zu weit“

Die SPD hat bei den Kommunalwahlen nach der schweren Niederlage bei der Landtagswahl 2009 wieder Fuß gefasst. Generalsekretär Michael Roth spricht im Interview des "Vorwärts Hessen" über den Wahlkampf und die Ergebnisse.

Vorwärts: Lieber Herr Roth, war das eine Testwahl für Thorsten Schäfer-Gümbel?

Michael Roth: Es war in erster Linie eine Testwahl für unsere engagierten Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker. Und sehr viele von ihnen können sich über ordentliche Ergebnisse freuen. 31,5 Prozent insgesamt für uns – wer hätte das nach den dramatischen Niederlagen bei den Landtags- und Bundestagswahlen 2009 gedacht? Zwischen uns und den Grünen, die ordentlich abgesahnt haben, liegen immerhin rund 13 Prozent. Aber wir werden noch einen beschwerlichen Weg gehen müssen, um verlorenes Vertrauen zurück zu gewinnen. Sorgen bereiten mir insbesondere die Verluste in einigen Großstädten.

Vorwärts: Warum verliert die SPD hier?

Michael Roth: Hier vollziehen sich gesellschaftliche Veränderungen früher und schneller. Um wieder stärker zu werden, müssen wir breitere Schichten ansprechen – einen Bogen spannen von der gut verdienenden Bankangestellten über den Leiharbeitnehmer bis zur alleinerziehenden Studentin. Wir werden uns um unsere Metropolen intensiver kümmern und auch dieses Lebensgefühl aufgreifen müssen.

Vorwärts: Wie hat der Landesverband die Wahlkämpfer unterstützt?

Michael Roth: Mit unserer kommunalpolitischen Plattform „Hessengerecht“ und dem Dreiklang aus Bildung, Arbeit und Energie sind wir auf der Höhe der Zeit. Hunderte von Gliederungen haben unsere Werbelinie und das Druckportal genutzt. Ganz kurzfristig haben wir nach den dramatischen Ereignissen in Japan Plakate, Postkarten und ein Flugblatt produziert, das Motiv wurde sogar vom Willy-Brandt-Haus übernommen. Unsere Schulungen zum Internetwahlkampf stießen auf große Resonanz. Schlussendlich: Thorsten Schäfer-Gümbel hat sich vor Ort in Dutzenden von Veranstaltungen engagiert. Ihm war nun wirklich kein Dorf zu klein und kein Weg zu weit.

Vorwärts: Was kann man für die nächsten Wahlkämpfe lernen?

Michael Roth: Wenn wir überzeugende Botschaften haben und auf Teamgeist setzen, schaffen wir das auch 2013. Wir müssen noch an unserer oftmals technokratischen Sprache feilen. Vermutlich werden wir unsere Serviceangebote an Ortsvereine und Unterbezirke kräftig ausbauen müssen. Das Verteilen von Materialien und das Plakatkleben funktionieren nicht mehr allein ehrenamtlich.

Aus "Vorwärts Hessen", Ausgabe April 2011