
Unser "Mitarbeiter der Woche" ist die CDU-Landtagsfraktion. Statt sich mit Anstand den Untersuchungsergebnissen zur NS-Vergangenheit von Landtagsabgeordneten zu stellen, zeigt sie mit dem Finger auf andere und unterstellt "plumpe Ablenkungsmanöver".
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen der CDU,
ich weiß gar nicht, worüber ich mich mehr schämen soll. Über die Ergebnisse einer Studie zur nationalsozialistischen Vergangenheit von Abgeordneten des Hessischen Landtags oder Ihre Reaktion darauf. Die Studie des Historikers Hans-Peter Klausch ist schmerzhaft für alle politischen Kräfte in unserem Land. Und es straft wieder einmal diejenigen Lügen, die meinen, endlich einen Schlussstrich unter die Nazi-Vergangenheit ziehen zu müssen. Anstatt sich wie andere Fraktionen redlich und mit Anstand der Ergebnisse der Untersuchung zu stellen, zeigen sie nur mit dem Finger auf andere und unterstellen "plumpe Ablenkungsmanöver".
Liebe CDU-Fraktion, weder die Nazi-Vergangenheit einzelner Parlamentarier, noch der Verweis auf das demokratie- und menschenfeindliche SED-Regime in der ehemaligen DDR eignen sich für Ihr peinliches "Schwarze Peter-Spiel". Die von der Fraktion der Linken angeregte Studie hat doch vielmehr eines gezeigt: Auch heute darf das Thema nicht ad acta gelegt werden. Alle Parteien müssen die Ergebnisse ernst nehmen, für sich prüfen und die Aufarbeitung vorantreiben. Das schulden wir insbesondere den Opfern und den nachfolgenden Generationen.
In der Hoffnung, auch Sie noch mit ins Boot zu holen, verbleibe ich mit nachdenklichen Grüßen
Ihr Michael Roth
Generalsekretär