

Die Frankfurter Börse will fusionieren. Mit der New York Stock Exchange wäre sie die größte und einflussreichste Handelsplattform der Welt. Das SPD-Finanzforum diskutierte mit Thorsten Schäfer-Gümbel über Risiken für Mitarbeiter und den Finanzstandort.
Thorsten Schäfer-Gümbel, SPD-Landesvorsitzender, sieht den Finanzstandort Frankfurt durch den Zusammenschluss gefährdet. Eine Verlagerung von wichtigen Unternehmenszweigen und Kompetenzen würde die Frankfurter Börse in ihrer Handlungsfähigkeit beschränken. Mit Blick auf die Wirtschafts- und Finanzkrise sei es durch eine Fusion schwieriger Stabilität, Transparenz und staatliche Kontrolle zu realisieren. Große Unternehmen mit Systemrelevanz und Monopolstellung seien problematisch und müssten im Ernstfall von der Regierung gerettet werden. Die Finanzkrise habe die Verantwortung der Politik für die Regulierung der Finanzmärkte überdeutlich gemacht.
Unterstützung erhält Thorsten Schäfer-Gümbel von Irmtraud Busch, Vorsitzende des Betriebsrates der Börse, die einen Abbau von bis zu 400 Stellen durch die Auslagerung der IT und einen Verlust von Know-how für den Finanzplatz befürchtet. Sie vermutet, dass der Konzern die zwei Standort New York und Frankfurt nicht halten könne und sich gegen Frankfurt und für New York entscheiden werde.
Hubertus Väth, Geschäftsführer von Frankfurt Finance, sieht zwar ebenfalls Risiken der Fusion, für ihn überwiegen jedoch die Vorteile. Der neue Konzern wäre das einflussreichste, multinationale Börsenunternehmen der Welt. Laut Väth sei die Leistungsfähigkeit des Finanzstandortes Frankfurt durch den Zusammenschluss gefördert. Letztlich seien es die unregulierten Handelsplattformen, die den Konzern zu Einsparmaßnahmen und Stellenabbau zwingen würden. Auch wenn man nicht fusionieren würde hieße dies nicht, dass die Frankfurter Börse gesichert sei. Ein weiterer Vorzug der Fusion sei der große Finanzpool der NYSE.
Laut Paul Schmidt, der die Fusion als Professor der Frankfurt School of Finance and Management wissenschaftlich analysiert, können die Risiken der Börsenfusion eventuell durch die Regulierung der Börsenaufsicht minimiert werden. Hier ist demnach die Landesregierung geordert, entsprechende Bedingungen zu verankern.
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Das Forum Wirtschaft und Finanzmarkt der SPD Hessen ist eine Plattform für den Austausch zwischen der SPD, Experten und Wirtschaftsvertretern. Ziel ist, mehr soziale Gerechtigkeit und ein gesundes Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Verhältnis zu schaffen und gleichzeitig den Wirtschaftsstandort Hessen zu stärken. Für das zweite Halbjahr ist u.a. die Beschäftigung mit dem Thema Fachkräftemangel vorgesehen.