
Michael Roth zur Parteireform und Spitzenkandidatur von Thorsten Schäfer-Gümbel
Vorwärts: Du hast die geplante Organisationsreform kritisiert. Angesichts der dramatischen Mitgliederentwicklung muss sich doch etwas tun, oder?
Michael Roth: Wir brauchen in unserem 149. Lebensjahr dringend Frischluft und müssen den gesellschaftlichen Veränderungen auch in unserer Parteiarbeit Rechnung tragen. Aber es geht jetzt nicht darum, irgend etwas zu tun, sondern das Richtige. Ich will, dass wir Programmpartei bleiben. Überzeugende Inhalte und gutes Personal werden über unseren Erfolg entscheiden, nicht parteiinterne Strukturdiskussionen. Die Menschen müssen spüren: Die Sozis diskutieren auf der Höhe der Zeit.
Vorwärts: Ist es nicht richtig, sich auch für Nichtmitglieder mehr zu öffnen?
Michael Roth: selbstverständlich. Wir machen es doch vor. In unseren Foren arbeiten auch Nichtmitglieder, an der Programmarbeit wirken Verbände und Organisationen, aber auch interessierte Bürgerinnen und Bürger mit. Und bei der Kommunalwahl haben auch Menschen ohne Parteibuch auf unseren Listen kandidiert. Nichtmitglieder jedoch an der Kür von Kandidaten zu beteiligen, halte ich für einen Irrweg. Das entwertet die SPD-Mitgliedschaft.
Vorwärts: Landesparteirat und Vorstand haben Thorsten Schäfer-Gümbel als Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten vorgeschlagen.
Michael Roth: Thorsten hat in einer verdammt schwierigen Zeit vorbildliche Arbeit für die SPD Hessen geleistet. Er bringt uns in eine aussichtsreiche Position, um bei der Landtagswahl Ende 2013 wieder Regierungsverantwortung zu übernehmen. Auf dem Parteitag im Oktober werden die Delegierten darüber zu entscheiden haben, ob wir mit ihm in den Wahlkampf ziehen.
Vorwärts: Warum so frühzeitig?
Michael Roth: Wir haben klare Verhältnisse. TSG ist unsere Nummer 1! Das dokumentieren wir jetzt auch nach Außen. Ich bin gespannt, ob die CDU ihren lust- und ideenlosen Ministerpräsidenten Bouffier auch so frühzeitig nominiert oder jetzt hinter den Kulissen die Diskussionen um Alternativen beginnen. Wir werden das nächste Jahr zu einer intensiven Programmarbeit nutzen.