Diese Woche: Staatsminister Axel Wintermeyer, Hessentagskommerzialisierer

Brief an die Landesregierung

Sehr geehrter Herr Staatsminister,

der gute, alte Hessentag macht ernsthafte Probleme. Aber Sie verschließen davor die Augen. Bereits zum zweiten Mal hat eine Kommune das traditionelle Landesfest zurückgegeben. Nicht nur Städte wie Alsfeld und Vellmar fühlen sich überfordert, vor allem finanziell. Bislang ist das für Sie und Ihre Regierung kein Grund, die bedauernswerte Absage zum kritischen Nachdenken zu nutzen. Es soll (fast) alles so bleiben, wie es ist. Die Karawane zieht weiter… So kennen wir Sie!

Offen gestanden habe ich mich schon seit langem gefragt, was Lady Gaga und Bon Jovi mit Hessen zu tun haben? Ob die Hessenausstellung in Langenselbold oder Stadtallendorf steht – einen wahrnehmbaren Unterschied macht das nicht. Es geht Ihnen um immer neue Publikumsrekorde. Der Kommerz hat Einzug gehalten.

Der Hessentags-Vater Georg August Zinn hatte anderes im Sinn. Er wollte Menschen verschiedener Herkünfte zusammenführen ganz nach dem Motto: „Hesse ist, wer Hesse sein will.“ Nach wie vor ist Hessen ein buntes, vielfältiges Land in der Mitte Deutschlands und Europas, Heimat vieler Kulturen, Ethnien und Religionen. Zusammenwachsen kann hier noch manches. Warum besinnen Sie sich nicht auf diese Wurzeln? Das spart ja nicht nur Geld, sondern wäre ein Erfolg versprechender Neubeginn.

Vielleicht motiviert Sie unsere Auszeichnung zum „Mitarbeiter der Woche“, darüber einmal ernsthaft nachzudenken.

Mit hoffnungsvollem Gruß

Ihr Michael Roth
Generalsekretär