Sehr geehrter Herr Vorsitzender Hahn,
in der Ihnen eigenen Art haben Sie sich zu Wochenbeginn wieder einmal um Ihre waidwunde Partei verdient zu machen versucht. Mit einem Fünf-Punkte-Plan zeigten Sie Wege aus der Krise auf. Sie wissen vermutlich genau so gut wie ich: Wenn der Hahn kräht, wird er in Berlin nicht unbedingt gehört. So dürfte es Ihnen auch diesmal wieder gegangen sein. Wirkungen haben Ihre Vorschläge bislang nicht gezeigt.
Vielleicht vermag Ihnen da mein Fünf-Punkte-Plan weiter zu helfen.
1. Endlich handeln und liefern! Haushaltskonsolidierung, Verbesserung der Infrastruktur, Verteidigung der Bürgerrechte. Genug zu tun gibt’s allemal.
2. Machen Sie Schluss mit Ihrer Klientelpolitik! Verabschieden Sie sich lieber heute als morgen von der Steuerentlastung zugunsten von Mövenpick und Co.
3. Zeigen Sie personell klare Kante. Gestänkert und gezetert haben Sie gegen Westerwelle zu genüge. Jetzt spitzen Sie nicht nur die Lippen, pfeifen Sie auch. Guido Westerwelle ist auch als Außenminister nicht mehr tragbar.
4. Beenden Sie die Koalition mit der CDU! So zerstritten war ein Bündnis wohl noch nie. "Wo das Vertrauen fehlt, da fehlt im Kranz der Liebe seine schönste Blume", urteilte schon der gute, alte Goethe. Betreiben Sie endlich wieder das, was Sie am Besten können: Opposition.
5. Bleiben Sie Europapartei! Bereiten Sie nicht länger Hans-Dietrich Genscher und Walter Scheel schlaflose Nächte. Lassen Sie ab von Ihrem populistischen Anti-Europa-Kurs und zeigen Sie Flagge. Das sollte man von Ihnen zu Recht erwarten dürfen.
Mit diesem Fünf-Punkte-Plan dürften Sie in Berlin reüssieren. Und das mit Erfolg. Sie müssen ja nicht sagen, von wem Sie es haben. Und für Ihre bisherigen "hahnebüchenen" Vorschläge verleihen wir Ihnen abermals die Auszeichnung zum "Mitarbeiter der Woche".
Mit liberalem Gruß
Michael Roth
Generalsekretär der HessenSPD