
Über ein europäisches Gegengewicht zu Fitch, Moodys und Standard & Poors diskutierten Experten des SPD-Wirtschafts- und Finanzmarktforums am 16. September in Frankfurt unter der Leitung von Thorsten Schäfer-Gümbel. Rund 70 Experten aus Unternehmen, Banken und Finanzdienstleistern waren ins Bankhaus Metzler gekommen und bereicherten die Veranstaltung durch zahlreiche Beiträge. Dr. Udo Bullmann, Europaabgeordneter und Sprecher für Wirtschaft und Währung, sowie Dr. Markus Krall, Senior Partner und Global Head of Risk Management bei Roland Berger Strategy Consultants, referierten über Finanzmarktregulierungen und Strategien gegen die Krise.
Vor allem das von Dr. Krall vorgestellte Modell einer europäischen Rating-Agentur, das an diesem Abend zum ersten Mal vorgestellt und diskutiert wurde, fand unter den Teilnehmern großes Interesse. Das Modell stelle eine echte Alternative zu den bisher existierenden Rating-Agenturen dar und präsentiere konkrete Schritte hin zu einer europäischen Antwort auf die Folgen der Finanzkrise, so Dr. Krall. Der Leitgedanke einer europäischen Rating-Agentur sei Transparenz zu schaffen und die bisherige Monopolstellung der US-Agenturen und die vorherrschenden hierarchischen Strukturen aufzubrechen. Maximale Unabhängigkeit wolle man durch die Gründung einer Non-Profit-Stiftung erreichen, die durch einen wissenschaftlichen Beirat kontrolliert und gestützt werde. Schließlich fordert Dr. Krall eine gläserne Rating-Agentur und ist sich mit Dr. Udo Bullmann und Thorsten Schäfer-Gümbel einig, dass jüngste Fehler und das Resultat der Wirtschaftskrise eine öffentliche Kontrolle durch Supratransparenz rechtfertigen und notwendig machen. Denn geheime Daten haben in unseren Ratings nichts verloren., so Dr. Krall.
Am Ende der Diskussion forderten die Referenten das Primat der Politik. Es sei endlich an der Zeit, weiter an Gesetzesvorschlägen und Änderungen zu feilen und sie durchzusetzen, um eine europäische Rating-Agentur möglich zu machen. Hierbei bekräftigte Thorsten Schäfer-Gümbel die Aussagen Bullmanns und Kralls. Es muss klare politische Entscheidungen geben, um die Lage auf dem Finanzmarkt zu verbessern. Klar ist, dass es ohne Rating-Agenturen in Zukunft nicht mehr gehen wird. Entscheidend aber ist, dass sich die Rahmenbedingungen verbessern, um eine notwendige europäische Antwort in Form einer europäischen Ratingagentur möglich zu machen, schließt Thorsten Schäfer-Gümbel die Diskussion des Forums.