Kritik an Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung darf kein populistisches Lippenbekenntnis sein

Die tierschutzpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Dr. Judith Pauly-Bender hat die Ankündigung der Bundestierschutz- und -Agrarministerin Aigner, jetzt den Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung zu reduzieren und transparenter machen zu wollen, als sehr spät aber richtig bezeichnet. „Es wurde Zeit, dass sich endlich auch die Bundesregierung das Thema Massentierhaltung auf die Agenda setzt“, sagte die SPD-Politikerin am Montag in Wiesbaden. Sie hoffe, dass diese erste Hinwendung zu einer politischen Bearbeitung unhaltbarer Zustände in der Massentierhaltung kein populistisches Lippenbekenntnis vor Beginn der Messe „Grüne Woche“ in Berlin bleibe.

Gespannt sei Pauly-Bender darauf, wie dies die für Tierschutz zuständige Ministerin Puttrich beurteile und welchen Beitrag Hessen zu diesem brisanten Tierschutzthema Hessen auf der Grünen Woche leisten werde.
Kritische Lebensmittel-, Verbraucher- und Tierschutzverbände hätten im Vorfeld angekündigt, im Umfeld der Messe den Zusammenhang von Massentierhaltung und der Notwendigkeit von Antibiotika herauszuarbeiten.

Pauly-Bender: „Was als Hühnerskandal begann, hat längt den Finger auf die großindustrielle Fleischproduktion insgesamt gelegt. Noch vor kurzer Zeit wurde der Tierschutz in dieser Angelegenheit marginalisiert. Heute ist nicht mehr zu verdrängen und längst auch auf Länderebene angekommen, dass die Kritik gegen die lebensfeindliche großindustrielle Massentierhaltung als solche gehen muss. Das nützt den Tieren, den Verbrauchern, den Kleinproduzentenund den Patienten und Krankenkassen.“

Die Tierschutzpolitikerin sei insbesondere skeptisch, ob der Glaube der Bundesministerin an die Überwachungsmöglichkeiten der Länder nicht völlig illusorisch ist: „Zwar wurde gemeldet, Aigner wolle die Tierärzte verpflichten, auf Ersuchen der Überwachungsbehörden der Bundesländer alle Daten zur Abgabe und Anwendung von Antibiotika zusammengefasst zu übermitteln. Allerdings stellt sich die Frage, wie sie die angemessene Ausstattung der längst weitegehend kommunalisierten Veterinärüberwachung sicherstellen will?“