
Mit einem Haus der Künste und Literatur will die hessische Sozialdemokratie nach der Landtagswahl einen neuen kulturellen Akzent in Hessen setzen. Deshalb wird das Haus der Künste und der Literatur auch im 100 Tage Programm der hessischen SPD stehen. Wir werden die ersten notwendigen Schritte einleiten, um ein solches Haus Wirklichkeit werden zu lassen, sagte heute die als Mitglied der Mannschaft für den Wahlsieg für die Bereiche Europa, Integration und Kultur zuständige Laura Garavini.
Nach Auffassung von Garavini gäbe es in Europa Orte und Regionen, in denen Tradition und Gegenwart der Literatur und Kunst eine herausragende Rolle spielten.
Hessen gehört zweifelsfrei zu diesen Regionen und dem wollen wir mit den Haus der Künste und der Literatur Rechnung tragen, so Garavini.
Das Konzept für das Haus der Künste und Literatur ist von einer Arbeitsgruppe unter Leitung des Vorsitzenden des Forums Kunst und Kultur der Hessischen Sozialdemokratie, dem Landtagsabgeordneten Michael Siebel entstanden.
In vielen Bundesländern gibt es Einrichtungen, die das literarische Leben im Zusammenwirken mit den jeweiligen Kommunen bündeln, die den Blick der Besucher aus der Region, aber auch aus dem In- und Ausland auf die literarische Tradition und Gegenwart des Landes fokussieren. In Hessen gibt es diesen Ort noch leider nicht, sagte Siebel.
Bei der Konzeptentwicklung habe sich die Arbeitsgruppe an Häusern in Rheinland (Künstlerhaus und das Herrenhaus Edenkoben) in Baden-Württemberg (Schloss Solitude); in Nordrhein-Westfalen (Künstlerdorf Schöppingen) und in Thüringen (Schloss Ranis) orientiert.
Das Haus der Künste und Literatur solle dabei weit mehr als ein Ort des Rückzugs für Autoren und Autorinnen sein. Künstlerinnen und Künstler unterschiedlicher Gattungen sollten hier gemeinsam ihre Kreativität entfalten können und ihre Arbeit natürlich auch öffentlich machen.
Das Haus kann ein Ort der Konzentration für das literarische und künstlerische Leben Hessens werden; ein Brennpunkt der Auseinandersetzung von Künstlern mit Kernfragen unserer auch gesellschaftlichen Existenz. Nichts braucht unsere Gegenwart mehr als eine solche Auseinandersetzung, auch in Literatur und Kunst. Und Hessen hat das Zeug, den historischen und zeitgenössischen Nährstoff dazu, heißt es in dem Konzept des Forums für Kunst und Kultur der Hessischen Sozialdemokratie. Wenn der Wille hinzukommt, diesen Nährstoff zu verwerten, können von unserem Bundesland aus Impulse ausgehen, die nicht nur der Literatur und ihren Lesern, sondern letztlich allen Menschen zugutekommen. Hessen hat die Chance, ein Haus der Künste und Literatur zu schaffen, in dem Nutzungen realisiert werden, die auf den ersten Blick miteinander schwer vereinbar scheinen: ein Ort, der Künstlern Rückzugsmöglichkeiten für ihre Arbeit anbietet, Kommunikation miteinander und mit der Öffentlichkeit ermöglicht, aber zugleich attraktiv für Touristen ist, denen ein Zugang zum literarischen Erbe des Landes eröffnet wird, ein Ort der eingebunden ist in die regionalen Aktivitäten, von diesen profitieren und diese anreichern kann. Die bislang vergleichsweise bescheidene Literaturförderung in Hessen wird diesem Ziel nicht gerecht.
"Was mich besonders an dem Konzept des Hauses der Künste und Literatur beeindruckt hat, ist auch der europäische Gedanke. Hessen hat zahlreiche Stipendien mit Partnerregionen in Europa. Diese könnten in eine fruchtbare Interaktion in dem Haus treten. Kulturelle Begegnung über die Kunstgrenzen hinweg und über die Grenzen der Regionen hinaus bedeutet eine Bereicherung für Hessen, sagte Garavini.
Neben bereits in Grundzügen vorliegenden Programmideen gäbe es auch schon einen konkreten Ort an dem das Haus entstehen könnte. Ich könnte mir vorstellen, dass das Brentanohaus in Oestrich-Winkel einer der Orte wäre, an dem die Idee ideal verwirklicht werden könnte. Dieses Haus ist nicht nur mit den Namen der deutschen Romantik verbunden, sondern auch mit Goethe, der hier immer wieder zu Gast war. Das Brentanohaus ist durch seine mit der deutschen Literatur engverwobenen Geschichte ein idealer Ort für das anzustrebende Künstlerhaus, so Garavini.
Die amtierende Hessische Landesregierung findet zurzeit keinen angemessenen Umgang mit dem Haus. Der Vorgang schwebt zwischen Finanzministerium und dem Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Es ist zwar angedacht das Haus einer kulturellen Nutzung zuzuführen, aber wie an vielen anderen Stellen auch, fehlt der Landesregierung die Idee, etwas wirklich Sinnstiftendes daraus zu machen, so Siebel.
Wir werden im 100 Tage Programm festlegen, dass für ein Haus der Künste und Literatur ein Konzept erarbeitet wird und die konkrete Prüfung der Machbarkeit im Brentanohaus eingeleitet wird. Sodann muss zügig über die weiteren Schritte entschieden werden, sagten Garavini und Siebel unisono.