Ausbau von Ganztagsschulen in Hessen ist für die Bildungsgerechtigkeit dringend notwendig

Als alarmierend hat der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Christoph Degen, das Ergebnis der heute vorgestellten Studie der Bertelsmann-Stiftung zum Ausbau der Ganztagsschulen in Hessen bezeichnet. Demnach nehme das Tempo beim Ausbau von Ganztagsschulen in Hessen deutlich ab. Verschärft werde dies dadurch, dass Hessen beim Ausbau gebundener Ganztagsschulen, die als besonders geeignet gelten, kognitives und soziales Lernen zu fördern, eine Schlusslichtstellung im bundesweiten Vergleich einnehme. „Das ist das vollkommen falsche Signal. Der tatsächliche Bedarf nach echten Ganztagsschulen kann in diesem Tempo nicht gedeckt werden. Gleiches gilt für Anforderungen an modernen Unterricht. Selbst die Fortschritte, die in den letzten Jahren beim Ausbau erreicht worden sind, können vor allem auf das Ausbauprogramm der ehemals rot-grünen Bundesregierung zurückgeführt werden“, sagte Degen am Donnerstag in Wiesbaden.

Einerseits müsse Schülerinnen und Schülern durch echte Ganztagsschulen mehr Zeit zum Lernen und Fördern angeboten werden. Dies sei unter anderem eine dringende Voraussetzung zum Ausbau der individuellen Förderung und der Inklusion. Eng verbunden damit sei auch der Beitrag der Ganztagschule zur Schaffung von Bildungsgerechtigkeit. Ganztagsschule bedeute, dass Lernen in der Schule stattfinde und nicht von den Rahmenbedingungen abhänge, die Kinder zu Hause vorfinden. Bildungserfolg dürfe nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen. Zudem ermöglichten Ganztagsschulen die Öffnung der Schule zum außerschulischen Umfeld und böten die Voraussetzungen für neue Kooperationen zur Förderung des sozialen Lernens und des Miteinanders. Schließlich leisteten Ganztagsschulen zudem einen wichtigen Beitrag zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Nach den Kraftanstrengungen der letzten Jahre im Kita-Bereich fallen viele Eltern mit dem Schuleintritt ihres Kindes heute in ein „Betreuungsloch“, so Degen.

Die SPD-Landtagsfraktion fordere, dass jedem Kind wohnortnah eine ganztägig arbeitende Schule angeboten werden müsse. „Dabei haben Grundschulen beim Ausbau Priorität“. Hessen müsse seinen Beitrag leisten und deutlich mehr Lehrerstellen zur personellen Ausstattung von Ganztagsschulen zur Verfügung stellen. „Außerdem darf nicht vergessen werden, dass durch die drastischen Daumenschrauben, die die hessische Landesregierung unseren Kommunen anlegt, viele Schulträger kaum in der Lage sind, ihre Schulen baulich zu Ganztagsschulen weiterzuentwickeln. Kosten für den Ganztagsschulausbau sind aber Investitionen in die Zukunft unserer Kinder“, sagte der SPD-Bildungspolitiker.