
Der hessische SPD-Fraktions- und Landesvorsitzende Thorsten Schäfer-Gümbel hat die Nachricht des Todes des SPD-Politikers und früheren Bundesministers Egon Bahr als traurigen Tag für die Sozialdemokratie bezeichnet. Es ist ein Tag zum Weinen. Die Sozialdemokratie verliert mit Egon Bahr einen großen Sozialdemokraten, Friedenspolitiker und Europäer. Seine Leitlinie für die Ostpolitik Wandel durch Annäherung ist heute im Umgang mit anderen politischen Kulturen noch genauso aktuell und zutreffend wie damals. Die SPD verliert mit Egon Bahr einen messerscharfen Analytiker der Weltlage, einen Brückenbau zwischen den politischen Kulturen, eine fesselnde Persönlichkeit und einen zuverlässigen Berater und Freund. Ich werde den Austausch und die persönlichen Gespräche der letzten Monate im 4. Stock der SPD-Parteizentrale Willy-Brandt-Haus sehr vermissen. Unsere Büros dort lagen nur wenige Meter auseinander. Jedes Gespräch war eine Bereicherung. Wir trauern um Egon Bahr.
Egon Bahr war besonders in Fragen der Deutsch-Deutschen Entspannungspolitik ein enger Berater des früheren Bundeskanzlers und Außenministers Willy Brandt. Er gilt als Architekt der Ostverträge und prägte die Ost- und Deutschlandpolitik der Siebizigerjahre. Er war Bundesminister für besondere Aufgaben (1972-74) und wirtschaftliche Zusammenarbeit (1974-76). Er war von 1972 bis 1990 Mitglied des Deutschen Bundestages und bis zuletzt im Einsatz für internationale Beziehungen, insbesondere in Osteuropa.