
Entwicklungspolitik ist oft noch ein Nischenthema, aber gerade in der aktuellen Situation gibt es die Möglichkeit, es in den Mittelpunkt unserer Arbeit zu rücken, eröffnete Gisela Stang die Diskussionsveranstaltung am vergangenen Montagabend. Vor einem interessierten Publikum diskutierten Winfried Montz von Misereor, Dr. Michael Krempin von der GIZ und Dr. Sascha Raabe MdB über eben dieses Thema: Entwicklungspolitik. Insbesondere in Anbetracht der Flüchtlingssituation sei Entwicklungspolitik und -zusammenarbeit doch wichtiger denn je, waren sich die Diskutanten einig. Doch was haben eigentlich die Millennium Development Goals (MDGs) gebracht?
Zuerst einmal muss man sagen, dass die MDGs ein wichtiger Schritt waren. Weltweit ist der Hunger zurückgegangen, Bildung konnte gestärkt und die absolute Armut halbiert werden, erklärte Dr. Michael Krempin. Das klinge zwar erst einmal viel, doch müsse man auch bedenken, dass die Zahlen, von denen in diesem Zusammenhang gesprochen werden muss, immer noch unvorstellbar hoch seien. Deshalb müssen wir diesen eingeschlagenen Weg nun auch zu Ende gehen, forderte Krempin. Doch ist denn die Welt durch die MDGs eine bessere geworden? Ob sie besser geworden ist, weiß ich nicht. Aber sie ist anders geworden, beschied Winfried Montz. So seien die Bedürftigsten der Bedürftigen in den Mittelpunkt gerückt worden, ein wichtiger Schritt, findet Montz. Insgesamt haben die MDGs jedoch auch viele Problemlagen ausgespart, diese werden von den neueren Sustainable Development Goals, die Nachhaltigkeit und Dauerhaftigkeit in den Mittelpunkt rücken, besser abgedeckt. Ich gehöre eher zu den Menschen, für die das Glas halb voll und nicht halb leer ist, betont Sascha Raabe. Sein Urteil: Man hätte mehr tun können um alle MDG-Ziele zu erreichen. Dennoch solle man die Erfolge nicht schmälern. Insgesamt, so Raabe, sei Projektarbeit wichtig, doch umso wichtiger sei eine gerechte Wirtschaftspolitik, die die Rahmenbedingungen verbessert. Insgesamt müsse Deutschland weiter an einer kohärenten Außenhandelspolitik arbeiten und sich dafür einsetzen, dass menschenrechtliche und soziale Standards in den Ländern gestärkt werden.
Vor allem in einem Punkt herrschte auf dem Podium Einigkeit: Zivilgesellschaft und Politik müssen sich in ihrer Arbeit kontinuierlich ergänzen. Gerade in Hinblick auf die aktuelle Flüchtlingssituation müssen Fluchtursachen stärker in den Blick genommen werden. Insbesondere in Syrien heißt eines der größten Probleme Klimawandel. Durch Dürren in den vergangenen Jahren wurden Menschen vom Land in die Stadt getrieben und dortige Probleme verschärft. Das führte zunächst zu friedlichen Demonstrationen, später zu gewaltsamen Ausschreitungen. Daraufhin traten viele Menschen die Flucht an, erklärt Krempin. Und so finden sich in den meisten Herkunftsländern multiple Problemlagen, die schließlich zu einem immensen Flüchtlingsstrom führten. Hier hat die GIZ ihre Grenzen, macht Krempin deutlich.
Arbeit gibt es genug für die nächsten Jahre, Ziele und gute Vorsätze auch. Wichtig sind doch vor allem Begegnen, das Miteinanderreden und das gegenseitige Verständnis, schloss Winfried Montz. Oft seien es eben nur viele kleine Schritte, die uns nach vorne bringen. In diesem Zusammenhang müsse vor allem die zivile Konfliktbearbeitung gefördert werden. Das klingt einfach, die Frage, die jedoch bleibt, ist, ob es das auch sein kann.