Thorsten Schäfer-Gümbel hat im Vorfeld des zehnten Todestages dem ehemaligen hessischen Ministerpräsidenten Holger Börner gedacht. Holger Börner war einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der deutschen und hessischen Sozialdemokratie. Er prägte die Politik der Bundesrepublik und der SPD über lange Zeit maßgeblich. Holger Börner war ein Politiker und Staatsmann, der in den rauen Zeiten der Unsicherheit und des Umbruchs Verantwortung für Hessen übernommen hat. In seiner insgesamt elfjährigen Amtszeit als hessischer Ministerpräsident fielen die entscheidende Modernisierung unseres Landes und das Bemühen, Arbeit und Umwelt in Einklang zu bringen. Die Sicherung von Arbeitsplätzen stand stets an oberster Stelle seiner Entscheidungen, sagte Schäfer-Gümbel am Montag in Wiesbaden.
Die politische Umgebung der damaligen Zeit sei eine stetige Herausforderung gewesen. Die blutigen Auseinandersetzungen um den Bau der Startbahn-West am Frankfurter Flughafen und die Ermordung seines Ministers und Freundes Herbert Karry durch RAF-Terroristen seien keine einfache Zeit für den Mann an der Spitze der Landesregierung gewesen. Holger Börner hat an demokratischen Entscheidungen und Prozessen, die einmal in Gang gesetzt wurden, festgehalten und war ein verlässlicher Demokrat durch und durch. Bundesweit ist Ministerpräsident Börner mit der Bundesratsinitiative Hessens als erstem Land zur Einführung einer Pflegeversicherung nachhaltig in Erinnerung geblieben. Hessen war durch die Einführung eines Energiespargesetzes, eines Naturschutzgesetzes und der Berufung der ersten Bevollmächtigten für Frauenfragen in ein Landeskabinett zur damaligen Zeit stets vorn. Eine sozialdemokratische Tradition und Motto, das Holger Börner von seinem politischen Mentor und einem seiner Vorgänger im Amt, Georg-August Zinn, übernahm und fortführte. Bei der Neuordnung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks war Holger Börner zudem ein entscheidender Akteur. Er hat in Zeiten der politischen Ungewissheit und fehlenden Mehrheiten einen Schritt gewagt, den viele damalige Politikbeobachter und auch Konkurrenten argwöhnisch beobachteten: Die Aufnahme eines Bündnisses mit der damals noch jungen Partei Die Grünen. Dieses Bündnis hatte eine politische Signalwirkung und bildete den Grundstein für viele rot-grüne Bündnisse auf allen politischen Ebenen in den Jahrzehnten danach, so Schäfer-Gümbel.
Nach seinem Ausscheiden aus dem Hessischen Landtag prägte Holger Börner in seiner Funktion als Vorsitzender der Friedrich-Ebert-Stiftung die Arbeit der Stiftung von 1987 bis 2003 nachhaltig. Zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem die Ehrenbürgerwürde seiner Geburtsstadt Kassel, sind Ausdruck von Wertschätzung und Anerkennung seiner Lebensleistung. Die hessische Sozialdemokratie hat Holger Börner viel zu verdanken. Wir werden ihm auch weiterhin ein ehrendes Andenken wahren, sagte der Vorsitzende.
Zum Gedenken an Holger Börner stiftet die hessische SPD seit dem Jahr 2011 die Holger-Börner-Medaille. Sie ist die höchste Auszeichnung des Landesverbandes und wird für herausragende Verdienste an Menschen verliehen, die sich um die SPD Hessen in herausragender Weise verdient gemacht haben.