
Christoph Degen hat die am heutigen Donnerstag in Wiesbaden vorgestellte SPEAK! Studie, die sich mit den Erfahrungen sexualisierter Gewalt unter Jugendlichen befasst, begrüßt.
Degen sagte dazu: Die Studie ist ein erster Schritt, das Problem sexualisierte Gewalt unter Jugendlichen anzugehen. Typisch ist allerdings, dass der Kultusminister lediglich Ergebnisse präsentiert und wenig dazu sagt, welche Konsequenzen er aus den Ergebnissen der Studie ziehen will.
Das Thema habe die schwarz-grüne Landesregierung bisher eher stiefmütterlich behandelt und Probleme unter den Tisch gekehrt. Die Erkenntnis, dass Schule ein bedeutender Ort für die Prävention sei, ist nichts Neues. Seit 2012 gebe es den Aktionsplan des Landes zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt in Institutionen. Jetzt eine Studie zu präsentieren, ohne sich konkrete Gedanken über das weitere Vorgehen zu machen, sei nicht fortschrittlich.
Rund die Hälfte der befragten Schülerinnen und Schüler erklärten, sexualisierte Gewalt sei bisher in der eigenen Schule kein Gegenstand des Unterrichts gewesen. Die Studie mache jedoch deutlich, dass gerade die Schule der risikoreichste Ort bei Erfahrungen mit nicht-körperlicher sexualisierter Gewalt unter Jugendlichen sei.
Die Studie zeigt, dass die Ansprüche an Schulen und ihre Lehrkräfte weiter steigen. Jede Schule sollte aus unserer Sicht einen Ansprechpartner vor Ort für sexualisierte Gewalt haben. Zudem muss das Thema auch im Studium für alle Lehrämter verankert werden. Eine Stärkung der Lehreraus- und -fortbildung ist unumgänglich, auch in Hinblick auf die Medienkompetenz. Lehrkräfte müssen sensibilisiert und auf Erfahrungen und Übergriffe vorbereitet sein, um entsprechend reagieren zu können. Dies alles ist jedoch nicht zum Nulltarif zu haben, sondern setzt voraus, dass Schulen hierfür angemessen entlastet werden, so der Bildungsexperte.