Neubeginn vor 75 Jahren – Visionäre und charakterstarke Sozialdemokraten haben Hessen zum Erfolg geführt

Bild: Angelika Aschenbach

Der 15. Juli 1945 gilt als Tag des Neubeginns für die hessische SPD nach dem Zweiten Weltkrieg: An diesem Tag trat die erste, noch provisorische Landesleitung der SPD zusammen, um die Partei, die während der nationalsozialistischen Barbarei verboten war, zurück zur politischen Arbeit zu führen.

Anlässlich des 75. Jahrestages der Wieder-Gründung der hessischen SPD stellte Nancy Faeser, die Landesvorsitzende und Vorsitzende der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, fest: „Die Männer und Frauen um den ersten Vorsitzenden Wilhelm Knothe haben vor 75 Jahren das Fundament für den Wiederaufbau unserer Partei, aber auch für den Aufbau unseres Landes gelegt. Dass aus dem 1945 gegründeten ‚Groß-Hessen‘ eines der erfolgreichsten und lebenswertesten Länder der Bundesrepublik Deutschland wurde, ist das Verdienst von visionären und charakterstarken Sozialdemokraten, die mutig und entschlossen zu Werk gingen, um unserem Land eine gute Zukunft zu geben.“

Der erste gewählte Ministerpräsident des Landes Hessen, der Sozialdemokrat Christian Stock, verfolgte eine damals in Deutschland einzigartig fortschrittliche Politik, vor allem in der Sozialgesetzgebung. So war Hessen das erste Bundesland, das die Urlaubsansprüche von Arbeitnehmer*innen gesetzlich festschrieb. Auch das hessische Gesetz über die Arbeit von Betriebsräten in den Unternehmen war das erste seiner Art in Deutschland.

Auf Christian Stock folgte 1950 der legendäre SPD-Ministerpräsident Georg-August Zinn, der 19 Jahre im Amt blieb und Hessen wie kein Zweiter prägte: „Georg-August Zinn ist durch seinen ‚Großen Hessenplan‘ nicht weniger als der Vater des modernen Hessen“, sagte dazu die Landesvorsitzende Nancy Faeser. „In seiner Amtszeit wurden Wohnungen und Häuser für alle gebaut, auch für die mehr als eine Million Kriegsflüchtlinge, die nach Hessen gekommen waren. Zinn ließ Straßen bauen und Bahnschienen legen. Er sorgte mit einer klugen Industriepolitik dafür, dass die Arbeitsplätze zu den Menschen kamen. Er gründete neue Hochschulen und er schuf die bis heute bestehenden Dorfgemeinschaftshäuser als Zentren des sozialen Lebens in den ländlichen Regionen“, so die Landesvorsitzende.

Nach den unmenschlichen Gräueln der nationalsozialistischen Diktatur beförderte der Sozialdemokrat Zinn den Aufbau einer demokratischen Justiz, die Aufarbeitung des NS-Unrechts und die juristische Verfolgung der Täter. „Die Berufung von Fritz Bauer zum Generalstaatsanwalt durch Ministerpräsident Zinn im Jahr 1956 war die Initialzündung für die Aufarbeitung und die strafrechtliche Verfolgung der entsetzlichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit im so genannten ‚Dritten Reich‘. In einer Zeit, in der Nachkriegsdeutschland lieber das Wirtschaftswunder feiern und die blutige Vergangenheit vergessen wollte, haben Bauer und Zinn erfolgreich gegen das Verdrängen und für die Gerechtigkeit gekämpft. Dieser Kampf für die Demokratie ist bis heute aktuell – vielleicht aktueller denn je“, so Nancy Faeser.

Sie sagte: „Im Jahr 2021 geht es wieder darum, den freiheitlichen Rechtsstaat zu stärken und gegen seine Feinde zu schützen. Sozialdemokratische Spitzenpolitiker haben in Hessen eine Tradition der politischen und gesellschaftlichen Offenheit begründet und die pluralistische Demokratie zur Blüte geführt. Deswegen macht es mir große Sorgen, dass heute ausgerechnet Hessen im Zentrum einer Reihe von Verbrechen mit rechtsextremistischem Hintergrund steht. Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten haben Hessen nach dem Ende der NS-Diktatur in fünf Jahrzehnten zu einem erfolgreichen und lebenswerten Land gemacht, ihre Verdienste um Demokratie, Liberalität und Weltoffenheit gilt es zu wahren. Die SPD in Hessen ist stolz auf die vielen starken sozialdemokratischen Persönlichkeiten, die unser Land geprägt haben. Und ich vertraue darauf, dass wir zurückfinden zu der Stärke, mit der wir schon in der Vergangenheit dieses Land zum Besseren gestaltet haben.“