Gisela Stang – Ein ordentlicher Mensch sein

Gisela Stang ist Bürgermeisterin und will nun in den Landtag. Nach 17 Jahren an der Spitze ihrer Stadt will sie den Weg frei machen für neue Ideen in Hofheim und all ihre Erfahrung stattdessen im Landtag einbringen. Auf ihre Zeit im Rathaus schaut sie gerne zurück und ist voller Eifer, wenn es um die Zukunft im Landtag geht.

Vor allen Dingen zeichnete Gisela Stang stets aus, dass sie weiter denkt als viele andere. Sie ist Bürgermeisterin, fühlt sich aber nicht nur verantwortlich für ihre Stadt, sondern auch für das große Ganze. „In unseren Städten geht es um mehr als um die Frage, wo ein Gullideckel fehlt.“ Sie arbeitet daran, dass die Stadt nicht nur ein Ort ist, in dem man wohnt, sondern ein wirkliches Zuhause für alle. Sie setzt sich ein für globale Gerechtigkeit. „Ich habe dafür gesorgt, dass jede Auftragsausschreibung unserer Stadt ausschließt, dass damit – egal wo auf der Welt – ausbeuterische Kinderarbeit finanziert wird. Ich will, dass man fair miteinander umgeht.“

Der Gedanke der Fairness ist für Gisela Stang schon früh bestimmend. Ihr Vater war Gärtnermeister und kelterte Apfelwein in Hofheim. Ein bekannter und beliebter Mann in der Stadt, der zu früh starb. Er gab seiner Tochter den Wunsch mit dem auf den Weg: „Du sollst ein ordentlicher Mensch werden.“

Diesem Anspruch gerecht zu werden, war für Gisela Stang immer eines ihrer bestimmenden Ziele.

Dass man, um ein ordentlicher Mensch zu werden, nicht nur traditionelle Wege gehen kann, wird Gisela Stang früh klar. „Ich habe im Studium die Chance erhalten, nach Kapstadt in Südafrika zu gehen. Das war mitten in der Mandela-Zeit. Mit Umbrüchen und unendlich vielen Konflikten in der Gesellschaft. Da habe ich zum ersten Mal begriffen, wie kompliziert das Miteinander der Unterschiede sein kann und wie sehr es einen gleichzeitig bereichert. Ich habe auch gelernt, nicht zu verallgemeinern und immer zu versuchen, hinter die Oberfläche zu schauen.“ Für sie war es ein Ansporn, selbst das Gemeinwesen zu gestalten. „Wenn man einmal miterlebt hat, wie das Unmögliche möglich wird, dann will man mitgestalten. In Südafrika wurde aus einem Apartheitsregime eine gerechtere Gesellschaft. Seither wage auch ich zu träumen, dass am Ende alles in der Politik möglich ist und man nur einen langen Atem braucht.“

Dass in der Politik alles möglich ist, erfährt Stang bei ihrer ersten Kandidatur als Bürgermeisterin. „Ich habe wirklich niemals damit gerechnet, dass ich gewählt werde. Ich war 30 Jahre alt, und niemand dachte, dass ich eine Chance habe. Am Ende habe ich mit 32 Stimmen Vorsprung gewonnen.“ Zuerst kann sie es kaum fassen, dann jubelt sie laut. Doch langsam kommen ihr auch Zweifel. „Bürgermeisterin, wie geht das überhaupt?“

Stang zieht im Rathaus ein und beginnt ihre Aufgabe anzunehmen. „Ich habe einfach angefangen, zugehört, und nicht so getan, als wüsste ich alles bereits besser. Ich habe gelernt und geleitet zugleich, und es war gut für unsere Stadt.“ Der jungen Bürgermeisterin gelingen viele Projekte in der Stadt. Sie schafft es, die Innenstadtentwicklung voranzutreiben und versöhnt immer wieder die Bevölkerung bei daraus entstehenden Konflikten. Als die Stadt 2015 viele hundert Geflüchtete unterbringen muss, packt sie selbst mit an. „Ich habe einfach dafür gesorgt, dass wir als Kommune die Personendaten erfassen, weil das Land und der Bund teilweise überfordert waren. Ich will als Bürgermeisterin doch wissen, wer bei mir wohnt und wie die Leute heißen.“

Stang hat keine Berührungsängste. Sie geht offen auf Menschen aller Kulturen zu. „Unsere Gesellschaft driftet auseinander, und ich will meinen Beitrag dafür leisten, dass sie im Kleinen wieder zusammenwächst. Mit sozialem Wohnungsbau und neuen Begegnungsmöglichkeiten, mit Verständigung statt Abgrenzung.“

Die Bürgermeisterin von Hofheim hat ein offenes Herz, und keine noch so große Herausforderung bringt sie davon ab, sich Zeit zu nehmen. „Manchmal , wenn ich in der Stadt unterwegs bin, sagt mir jemand, dass der Ehepartner oder das Kind verstorben ist. Dann nehme ich Menschen schon mal einfach in den Arm. Manchmal braucht es keine Worte.“

Als sie nach 17 Jahren ankündigt, das Rathaus zu verlassen, schreiben ihr viele Menschen aus der Stadt, sie möge bitte bleiben. Dann lächelt sie und sagt: „Ich kann nicht den anderen vorwerfen, dass sie nach 20 Jahren noch an ihren Stühlen kleben, wenn ich nicht irgendwann auch bereit bin, den Weg frei zu machen.“ Für Stang war nie der Posten wichtig, sondern die Möglichkeiten und die Beziehungen, die sie in ihrem Amt stiften konnte.

„Wenn ich nun daran denke, in den Landtag zu gehen, dann freue ich mich darauf. In Hofheim war es möglich, im Kleinen dafür zu sorgen, dass es uns hier gut geht und wir gleichzeitig an einer globalen Gerechtigkeit mitwirken. Wieviel mehr können wir erreichen, wenn wir das Gleiche mit einem ganzen Bundesland versuchen?“

Ob sie ein ordentlicher Mensch geworden sei? „Ich glaube schon.“

Gisela Stang kandidiert für den Wahlkreis 33 Main-Taunus West..

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