Guter Start für junge Menschen

Junge Menschen wollen die Freiheit, sich zu entfalten und verschiedene Wege im Leben für sich auszuprobieren. Dazu benötigen sie verlässliche Angebote und Perspektiven für Ausbildung oder Studium, für den Beruf und die spätere Familiengründung.

Wir wollen allen jungen Menschen ein selbstbestimmtes Leben in einer solidarischen Gesellschaft ermöglichen, unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung, sozialer und kultureller Herkunft.

Wir setzen uns dafür ein, dass Jugendpolitik auf Landesebene wieder eine größere Bedeutung erhält. Deswegen werden wir die Funktionen des Landesjugendamtes stärken und aufwerten. Es soll wieder die örtlichen Jugendämter und die freien Träger unterstützen und überregionale Aufgaben der Kinder- und Jugendhilfe und deren Weiterentwicklung wahrnehmen. Wir reduzieren Jugendpolitik nicht auf die Frage, welche Probleme Jugendliche machen, sondern welche sie haben, und stellen auch ihre Zukunftswünsche in den Mittelpunkt unseres Handelns. Deshalb wollen wir Jugendliche bei Mobilität, Bildung, Gesundheit, Umweltschutz, Ausbildung und Arbeit, Demokratie und Integration mitreden lassen.

Wir streben an, einen Jugend-Check einzuführen, mit dem alle Gesetze auf ihre Auswirkungen auf junge Menschen überprüft werden. Dabei wollen wir die auf Bundesebene bereits gemachten Erfahrungen berücksichtigen.

Gesellschaftliche Teilhabe bedeutet nicht nur, dass Kinder und Jugendliche ausreichend Bildungs-, Freizeit- und Kulturangebote haben. Es geht auch darum, Ausgrenzung und Benachteiligung, die junge Menschen auf vielfache Weise erleben, entgegenzuwirken. Dabei ist insbesondere die Stärkung derjenigen notwendig, die selbst Benachteiligung, Diskriminierung oder Ausgrenzung im Alltag erleben. Eine Stärkung der breit gefächerten Angebote der Jugendsozialarbeit, der aufsuchenden Jugendarbeit sowie insbesondere präventiver Angebote ist dafür unabdingbar.

1. Die Ausbildungsgarantie: allen jungen Menschen eine berufliche Qualifikation garantieren

Wir wollen eine Garantie für eine berufliche Qualifikation für jeden jungen Menschen in Hessen bis 35 Jahren verankern. Denn trotz Fachkräftemangels haben viele junge Hessen am unteren Rand des Schulabgängerspektrums keine Chance auf einen Ausbildungsplatz. Rechnerisch kommen auf 100 Bewerberinnen und Bewerber in Hessen nur 89 Ausbildungsplätze (bundesweit: 94). Zudem haben in keinem anderen Bundesland Jugendliche mit Migrationshintergrund so große Übergangsschwierigkeiten von der Schule in den Beruf wie in Hessen.

Wir wollen die Gleichwertigkeit von beruflicher und allgemeiner Bildung erreichen, indem wir die Akzeptanz aller Berufswege stärken und die Durchlässigkeit gewährleisten. Niemand soll die Schule ohne Abschluss verlassen. Dazu soll die duale Ausbildung bei Bedarf ergänzt werden, z. B. durch Produktionsschulen.

Statt einer unübersichtlichen Förderlandschaft wollen wir Schulabbrecher/innen und anderen jungen Menschen ohne Ausbildungsperspektive deshalb Hilfen aus einer Hand anbieten. Wir werden an allen hessischen Schulen die frühzeitige Berufs- und Studienorientierung ausbauen und verbessern. Wir wollen die duale Ausbildung in Hessen stärken.

Wir werden die bestehenden Angebote des Übergangs von der Schule in die Berufsausbildung besser koordinieren und regelmäßig auf ihre Wirksamkeit hin überprüfen.

2. Kostenübernahme für die Schülerbeförderung auch für Auszubildende sowie Schülerinnen und Schüler der Oberstufen und beruflichen Schulen

Wir setzen uns dafür ein, dass die Kosten für die Schülerbeförderung nicht nur in der Primarstufe sowie in der Sekundarstufe I durch die Träger der Schülerbeförderung übernommen werden, sondern auch für den Besuch der Sekundarstufe II sowie der gesamten dualen Berufsausbildung. Das Land beteiligt sich analog zu den bisherigen Regelungen für die Sekundarstufe I an den Kosten.

3. Außerschulische Jugendbildung, politische Bildung, kritische Medienkompetenz stärken

Um Teilhabe an demokratischen Prozessen, Selbstwirksamkeit, Verantwortung
und Solidarität erfahren zu können, brauchen Jugendliche selbst gestaltbare Freiräume, Orte ebenso wie freie Zeit. Außerschulische Jugendbildung bietet das und ist deshalb für uns eine eigenständige Bildungssäule neben Kita, Schule und Hochschule.

Wir brauchen mehr denn je politische Bildung als Demokratiebildung, sowohl im schulischen als auch im außerschulischen Bereich. Hessen hat traditionell eine Vielfalt an Trägern der politischen Bildung: die Landeszentrale für politische Bildung, Volkshochschulen, Jugendverbände, Jugendbildungswerke und Träger verschiedener Fachrichtungen. Gemeinsam mit ihnen wollen wir die politische Bildungsarbeit weiterentwickeln.

Darüber hinaus müssen Angebote des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Jugendliche stärker als Zielgruppe ernst nehmen. Ein vielfältiges regionales Angebot für Kinder und Jugendliche in allen Medienformaten der hessischen Sendeanstalten ist nötig, um Vielfalt und Medienkompetenz zu fördern.

Die Fähigkeit zum verantwortlichen und kritischen Umgang mit Informationsangeboten von Rundfunk, Print- und Onlinemedien und sozialen Netzwerken ist essenziell für den Fortbestand unserer Demokratie.

Wir wollen die Vermittlung eines verantwortlichen Umgangs mit den Chancen und Gefahren digitaler Medien und die Förderung der Auseinandersetzung mit diesen Medien bereits in der Schule und außerschulisch.

4. Kinder und Jugendliche entscheiden mit über ihre Zukunft

Wir wollen Kinder und Jugendliche stärken und mitbestimmen lassen. Wir setzen uns dafür ein, dass Jugendpolitik auf Landesebene wieder eine größere Bedeutung erhält. Wir werden nicht über Kinder und Jugendliche sprechen, sondern mit ihnen gemeinsam unsere Gesellschaft gestalten. Dazu wollen wir

  • die Einführung des aktiven Wahlalters von 16 Jahren für Kommunalwahlen, um Jugendliche frühzeitig aktiv zu beteiligen und ihr politisches Interesse zu fördern,
  • die Verankerung klarer, an den Kinderrechten orientierter Leitlinien zur Sicherstellung der Beteiligung junger Menschen,
  • eine Ausgestaltung aller Beteiligungsformen, die auch Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund und aus sozial benachteiligten Elternhäusern zur Mitwirkung anregt, sowie
  • die dauerhafte Förderung der Ombudsstelle für Kinder- und Jugendrechte in Hessen durch das Land, damit Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebenslagen Beratung und Unterstützung erhalten.

5. Freiräume für das ehrenamtliche Engagement junger Menschen verteidigen

Ehrenamt entsteht in der Jugendphase. Wer als Kind oder als Jugendlicher ehrenamtlich aktiv ist, engagiert sich meist auch im späteren Leben für die Gemeinschaft. Die Angebote und Strukturen der Kinder- und Jugendarbeit bieten gute Bedingungen für den Einstieg in ehrenamtliches Engagement; wir wollen sie erhalten und zeitgemäß weiterentwickeln.

Jugendliche können sich aber nur im Ehrenamt engagieren, wenn sie dafür genügend Freiräume haben. Dafür unterstützen wir den Ausbau der Zusammenarbeit zwischen Schule und Vereinen, auch im Bereich der Ganztagsschulangebote.

Ebenso muss es für Studierende geschützte Zeiten in der vorlesungsfreien Zeit geben, damit sie neben Veranstaltungen und Prüfungen noch ehrenamtlich in Freizeiten, Ferienspielen und Zeltlagern tätig sein können. Die Jugendleiter-Card (Juleica) wollen wir aufwerten, die Jugendleiter/-innen sollen die gleichen Vergünstigungen bekommen wie bei der Ehrenamts-Card.

Die Jugendfreiwilligendienste, insbesondere im Freiwilligen Sozialen Jahr, sind ein wichtiger Bestandteil des ehrenamtlichen Engagements junger Menschen in sozialen, kulturellen und ökologischen Bereichen. Für über 6.000 junge Menschen in Hessen ist dieses Freiwillige Soziale Jahr eine Zeit, um sich persönlich und beruflich zu orientieren. Die bestehende Förderung der Jugendfreiwilligendienste durch das Land muss daher weiter fortgeführt und erweitert werden.

6. Die Freiheit, zu studieren und sich beruflich weiterzuqualifizieren

Wir wollen, dass jede und jeder selbst entscheiden kann, ob sie oder er die Freiheit, zu studieren, in Anspruch nimmt. Deshalb ist auch die Finanzierung von Bildung an Hochschulen eine öffentliche Aufgabe. Für die SPD bleibt es auch in Zukunft dabei: Das Studium an hessischen Hochschulen ist wie an allen anderen Bildungseinrichtungen gebührenfrei. Nur so kann der Zugang zu den Hochschulen unabhängig vom Geldbeutel der Eltern für alle offengehalten und eine wesentliche Voraussetzung für gleiche Bildungschancen erfüllt werden. Auch die Gebühren für den Erwerb des Meistertitels wollen wir in Zusammenarbeit mit den Kammern abschaffen.

Auf Bundesebene setzen wir uns dafür ein, dass das BAföG kontinuierlich angehoben und das Schüler-BAföG ausgeweitet wird. Beides sind wichtige Instrumente zur Entkopplung von sozialer Herkunft und Bildungserfolg.

Wir wollen die Zahl der jungen Menschen mit Hochschulzugangsberechtigung aus finanziell schwächer gestellten Elternhäusern deutlich erhöhen. Die Mittel des Deutschland-Stipendiums müssen ins BAföG zurückgeführt werden.

Wir werden den Bau von Wohnungen für Studierende und für Auszubildende mit eigenen Förderprogrammen unterstützen.

Die SPD Hessen setzt sich für eine Öffnung der Studentenwerke für Auszubildende ein und für eine entsprechende Reform des hessischen Studentenwerksgesetzes. Sie sollen zu Bildungsförderungswerken ausgebaut werden, die Beratungsangebote, Wohnraumversorgung und soziale Infrastruktur vorhalten. Sie sind zur Erfüllung ihrer Aufgaben finanziell auskömmlich auszustatten. Ihre Verwaltungsräte sollen um Vertreterinnen und Vertreter der Gewerkschaften und der Auszubildenden erweitert werden.

7. Mehr Zugänge und Möglichkeiten für Ausbildung, Studium und Teilzeitstudium schaffen

Zu einem modernen Bildungssystem, das alle Fähigkeiten ausschöpft und immer wieder neue Chancen bietet, gehört eine große Durchlässigkeit.

Wir wollen erstens, dass Studierende, die entscheiden, ihr Studium abzubrechen, einen besseren Zugang zur dualen Ausbildung erhalten. Wir wollen die Anrechnung von Studienleistungen in der Berufsausbildung erreichen. Zweitens soll es umgekehrt aber genauso möglich sein, von einem Ausbildungsberuf in ein Studium zu wechseln. Dazu wollen wir eine bessere Anerkennung und Anrechnung von Vorleistungen und beruflich erworbenen Kompetenzen auf Hochschulstudiengänge. Drittens wollen wir den Übergang zwischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften und Universitäten weiter erleichtern.

Wir setzen uns dafür ein, dass ein Teilzeitstudium mit dem Ziel Bachelor oder Master in allen Fächern möglich ist. Dies soll auch berufsbegleitende Studienmöglichkeiten eröffnen. Insgesamt wollen wir so viel Flexibilität im Studium ermöglichen, dass es mit den unterschiedlichsten Lebenssituationen vereinbar wird.

Ferner sollen Studienmöglichkeiten am Abend für Berufstätige und Studierende mit Kind geschaffen werden.
Für alle geeigneten Studierenden wollen wir einen Zugang zur Promotion ermöglichen.

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