Ulrike Alex – Sie gibt nie auf

Wer eine sozialere Politik will, muss Menschen ins Parlament wählen, die wissen, wie sich schwierige Lebensumstände anfühlen. Menschen, die nicht einfach nur über Chancen für alle reden, sondern die erlebt haben, was es heißt, plötzlich keine mehr zu haben. Ulrike Alex ist ein solcher Mensch. Sie kennt die Armut. Lange genug war sie selbst verzweifelt und schaffte dennoch ihren Weg bis in den Hessischen Landtag.

Jedes Leben beginnt mit Hoffnung. So auch das der Landtagsabgeordneten Ulrike Alex. Sie wächst als Scheidungskind bei ihren Großeltern auf. Die wollten, dass es ihrem Enkelkind einmal besser gehen soll. Nach dem Krieg waren die Großeltern aus Schlesien geflohen. Eines weiß Ulrike Alex noch bis heute genau: „Meine Großeltern sagten immer: Du kannst alles verlieren, außer das, was du im Kopf hast.“ Deshalb durfte sie als Mädchen auf das Gymnasium gehen und Abitur machen.

Ihr Abitur macht sie genau in einer Zeit, als die SPD dafür sorgt, dass das BAföG eingeführt wird. Damit erhält sie als Kind aus mittellosem Hause in erster Generation die Chance, studieren zu können. Sie entscheidet sich dafür, Lehrerin zu werden. Ein solider Beruf, von dem man gut leben kann. Sie lernt fleißig, arbeitet und schafft erst ihren Abschluss an der Universität und schließlich auch die Lehrerausbildung in der Schule. Als sie das 2. Staatsexamen in den Händen hält und nun offiziell qualifizierte Lehrerin ist, denkt sie voller Stolz: „Das habe ich mir hart erarbeitet. Das habe ich geschafft. Jetzt habe ich es auch verdient, dass es mir gut geht.“ Ihre Hoffnung ist ein gesichertes berufliches Leben.

Ulrike Alex schreibt voller Eifer Bewerbungen und erntet Ablehnungen. Genau in ihrem Abschlussjahr stoppt die Politik die Einstellung von Lehrerinnen und Lehrern. Es gibt kaum noch Stellen. „Ich merkte damals, das klappt alles hinten und vorne nicht. Alle Hoffnungen, die ich mir gemacht habe, all die Jahre, die ich investiert habe, waren vergebens.“ Was sich zu Anfang noch anfühlt wie kurzes Pech, wird für Ulrike Alex für viele Jahre zur Not. „Ich war über 40 Jahre alt, als ich meine erste unbefristete Stelle erhalten habe. So lange Phasen Unsicherheit wünsche ich niemandem.“

Der schlimmste Tag der Berufssuche von Ulrike Alex kommt, als sie mit ihrem Mann und den Kindern ins Rhein-Main-Gebiet zieht. Dort hat ihr Ehemann eine Stelle gefunden. Sie selbst ist weiterhin auf der Suche nach einem Arbeitsplatz. „Ich habe mich beworben, und ich habe endlich eine Zusage bekommen. Endlich! Und dann merkte ich, dass ich die Stelle nicht annehmen kann. Sie war zu weit weg. Es gab keinen Zug dahin, einen Führerschein hatte ich nicht. Noch dazu gab es für unsere Kinder damals noch keine Betreuung. Ich konnte die Stelle nicht annehmen und musste ablehnen. Das war ein Gefühl so tiefer Verzweiflung, dass ich heute politisch alles dafür tue, dass anderen Menschen dieses Gefühl erspart bleibt.“

Ihre soziale Stellung nagt an ihrem Selbstwertgefühl. „Irgendwann zweifelst du daran, ob du überhaupt etwas kannst.“ Schließlich erhält sie ein Angebot von einer Nachbarin. Sie kann bei der Arbeiterwohlfahrt gegen kleines Honorar einen Minijob annehmen. Zweimal pro Woche leitet sie einen Kinderspielkreis. Zusätzlich gibt sie zweimal die Woche einen Deutschkurs für Ausländer an der Volkshochschule. Ein gutes Einkommen ist das nicht, aber die Familie hat jeden Pfennig bitter nötig.

„Wenn du das alles erlebt hast, dann kennst du das Leben. Dann weißt du, was all die Leute wirklich beschäftigt, über die im Landtag immer nur geredet wird, aber mit denen so selten wirklich jemand spricht.“

Nach ein paar Jahren im Minijob bei der AWO fragte ein Schulleiter sie, ob sie bei ihm an der Schule Aushilfslehrerin werden will. „Ich sagte sofort zu, ich wusste, das ist meine Chance, und ich wollte sie unbedingt ergreifen. Man muss zupacken, wenn das Glück anklopft!“ Endlich kann sie ihren Beruf ausüben, und sie macht ihn gut. Aber Aushilfslehrerin bedeutet, dass man immer nur kurze Verträge hat. Drei oder vier Monate, und dann ist wieder Schluss. Dann kommt nach der Hoffnung wieder all die Verzweiflung zurück. „Was mach ich danach? Dazu noch diese Übermacht der Behörden. Wir brauchten so dringend das Geld, aber die Bezugsstelle des Landes hat sich mit der Bearbeitung meiner Ansprüche immer verspätet. Irgendwann kam dann das Geld, das mir zustand – aber nie so, dass ich es einplanen konnte. Da kannst du deinen Kindern nie etwas gönnen, wenn du nicht weißt, wann das Geld wieder ausgeht.“

Ulrike Alex prägt diese Geschichte und ihr politisches Handeln bis heute. Sie macht sich stark für alle, die zu ihr kommen und über Behörden klagen. Dann schreibt sie Briefe mit ihrem Abgeordneten-Briefkopf. „Vor uns Abgeordneten haben die in den Behörden Respekt. Mein Ziel ist, dass sie diesen Respekt vor allen bekommen.“

Sie hat gelernt, dass man hartnäckig bleiben muss. Immer und immer wieder nachhaken muss. „Die denken immer, die hört eh‘ bald auf. Aber ich höre nicht auf. Ich höre nie auf. Das bin ich jedem schuldig, der mich hier nach oben gewählt hat.“

Briefe schreibt Ulrike Alex schon ihr Leben lang. Eine Strategie, die sie bis in den Landtag brachte. Schon mit 15 Jahren setzte sie ihren BAföG-Anspruch gegenüber der Behörde durch. Mit der Bezugsstelle des Landes Hessen lieferte sie sich über Jahre Gefechte per Brief, Widerspruch und Einschreiben. Ulrike Alex kämpft. Sie kämpft all die Jahre einen Kampf, der schließlich einem Sozialdemokraten auffällt. „Der hat immer mehr in mir gesehen als ich selbst. Er hat mich ermutigt, erst bei der Kommunalwahl anzutreten, und schließlich hat er mich auch angestoßen, in den Landtag zu gehen. Er sagte „Wir brauchen Abgeordnete, die erlebt haben, was die Leute erleiden. Wir brauchen Abgeordnete, die kämpfen können.“

Kämpfen kann Ulrike Alex. Sie ist nicht die einzige, die sich darum bewirbt, als Landtagsabgeordnete aufgestellt zu werden. Doch niemand ist so sehr darin erprobt, sich gegen jeden Widerstand durchzusetzen wie Ulrike Alex. Nur sehr knapp gewinnt sie die innerparteiliche Abstimmung und beweist dann einen langen Atem. Dann beweist sie einen langen Atem. Sie tritt insgesamt drei Mal an, bis ihr der Einzug in den hessischen Landtag gelingt. „Ich weiß noch, wie ich stundenlang nicht glauben wollte, dass ich wirklich gewählt bin. Meine Söhne sagten es mir immer wieder, aber ich konnte es nicht glauben. Ich? Nach all den Jahren? Ich bin noch heute überrascht, dass ich das machen darf.“

Zum Abschied lächelt sie und sagt: „Jetzt bin ich oben. Jetzt muss ich nicht mehr für mich kämpfen. Jetzt kämpfe ich eben für all die anderen.“

Ulrike Alex kandidiert für den Wahlkreis 45 Offenbach Landkreis.

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