Unsere Gesellschaft lebt von Menschen, die sich beteiligen. Gute Bildung ist die Grundlage dafür, dass alle Menschen sich an unserer Gesellschaft gleichberechtigt beteiligen können. Von der Krabbelgruppe bis zum Meister oder Master muss Bildung für alle kostenfrei zur Verfügung. Jeder Mensch, der sich qualifizieren möchte, wird optimal gefördert. Und jedem Menschen versprechen wir, dass es möglich ist, durch Qualifikation sozialen Aufstieg zu erreichen. Wir schaffen Kitas, Schulen, Hochschulen, Volkshochschulen und Weiterbildungseinrichtungen, Musik- und Kunstschulen, die die Fähigkeiten und Begabungen jedes Menschen fördern. So schaffen wir eine Bildungslandschaft, die von den Menschen her denkt. Wir sorgen dafür, dass alle bestmöglich gefördert und gefordert werden.
Wir wollen, dass Bildungserfolg nicht vom Einkommen der Eltern oder überhaupt von äußeren Rahmenbedingungen abhängt. Kinder sollen unabhängig von Herkunft, Geschlecht, sozialem und kulturellem Hintergrund oder Behinderung, diskriminierungsfreie gleiche Bildungschancen und damit gute Startchancen für Leben und Zukunft haben. Gleiche Bildungschancen für alle Menschen erreichen wir, indem Chancen nicht vom Wohnort abhängen. Um lange Schulwege zu vermeiden, können im Grundschulbereich altersgemischte Klassen und im weiterführenden Bereich gemeinsame Sekundarschulen dazu beitragen, möglichst wohnort- und betriebsnah alle Kinder und Jugendlichen zu fördern. In den Berufsschulen wollen wir erreichen, dass Erwachsene Zugang zu allen Bildungsangeboten erhalten. Wir wollen gleiche Lehr- und Lernbedingungen in ganz Hessen. Regionale Unterschiede werden wir beseitigen, indem wir unsere Schulträger bei der Modernisierung ihrer Schulen gezielt unterstützen.
Wir wollen eine Schule, die allen Kindern und Jugendlichen gerecht wird, in der sie zu überzeugten Demokrat:innen heranwachsen, indem sie Demokratie selbst praktizieren. Wir schaffen Schulen, die Chancen eröffnen, eigene Stärken und Talente zur erkennen und mit fachlicher Unterstützung zu entwickeln. Wir müssen Frustrationserlebnisse in der Schule verhindern und stellen deshalb nicht die vermeintlichen Defizite von Schüler:innen in den Mittelpunkt, sondern die individuellen Stärken, Interessen und Bedürfnisse der Lernenden. Damit stellen wir sicher, dass sie die Erfahrung von Selbstwirksamkeit machen. Eine Aufteilung von Kindern vor dem Hintergrund einer vermeintlichen Effizienzsteigerung lehnen wir im Grundsatz ab. Möglichst homogene Gruppen in Kategorien wie Geschlecht, Fachwissen, Behinderung und Alter halten wir für nicht förderlich. Schüler:innen sollen möglichst früh für sich und andere Verantwortung übernehmen. Vielfalt sehen wir auch deshalb nicht als Hindernis, sondern als Chance für gemeinsames Leben und Lernen.
Mehr echte Ganztagsschulen
Ganztagsschulen leisten einen wesentlichen Beitrag zu mehr Chancengleichheit. Unterrichtsangebote am Nachmittag bieten zusätzliche Möglichkeiten für selbstbestimmtes Lernen und chancengleiche Förderung. Wir werden einen konkreten Ausbauplan für unsere Schulen zu Ganztagschulen entwickeln. Der Ausbau darf nicht nur quantitativ, sondern muss auch qualitativ durch eine neue Rhythmisierung von Unterricht, Freiarbeit und Freizeit während der Schulzeit stattfinden. Dies gelingt am besten in gebundenen und teilgebundene Ganztagsschulen unter Beteiligung von Vereinen und weiteren externen Partnern.
Dafür wird mehr und vor allem gut qualifiziertes Personal gebraucht. Bei der Planung und Sanierung von Schulbauten setzen wir auf vielfältig nutzbare Räume, Lern- und Bewegungslandschaften sowie die wechselseitige Nutzung zentraler Bereiche. Der Rechtsanspruch auf ganztägige Bildung und Betreuung im Grundschulalter muss in jedem Dorf und in jedem Stadtteil erfüllt werden, vor allem durch die Grundschulen. Wir werden dies im Schulgesetz absichern und Standards in Qualifikation und Personalschlüssel, sowie im Bereich Gebäude und Ausstattung, setzen.
Digital gestützter Unterricht für bessere Förderung
Digitalisierung beeinflusst oder berührt alle Bereiche unseres Lebens. Es ist Aufgabe des Bildungssystems, alle Menschen auf die gravierenden Veränderungen unserer Lebensrealitäten vorzubereiten. In den Schulen sind hybride Unterrichtssituationen Realität. Schüler:innen lernen mit Büchern und auf ihnen basierenden Onlineangeboten. Dieser digital gestützte Unterricht wird unter unserer Verantwortung vorangetrieben und wir werden die Schulen gemeinsam mit den Schulträgern so ausgestalten, dass diese moderne Form des Unterrichts in jedem Klassenraum ermöglicht wird. Alle Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen werden die Möglichkeit haben, zwischen stationären Medien und Onlineangeboten zu wechseln, um bestmögliche Angebote ihrer Bildung vorzuhalten. Hierzu gehört der IT-Support sowie eine Fortbildungsoffensive für alle Lehrkräfte bezüglich der Möglichkeiten digitalen Lernens. In der Lehrkräftefortbildung werden wir Landesfachschaften einrichten, die eine inhaltliche Unterstützung für die Lehrkräfte leisten. Es braucht einen Masterplan Digitalisierung, um den Transformationsprozess im Bildungsbereich zu gestalten. Dazu zählt auch eine Anpassung der Curricula. Bisher fehlt auf Landesebene eine zentrale Einrichtung, die den digitalen Wandel analysiert, Erkenntnisse, etwa aus anderen Ländern, aus Wissenschaft und Forschung, sowie fachliche, technische und pädagogische Kompetenzen vermittelt. Wir wollen daher ein „Zentrum für Bildung in der Digitalen Welt“ (ZBDW) in Hessen einrichten.
Wir weiten die Lernmittelfreiheit auf den digitalen Bereich aus. Lernende und Lehrende erhalten die notwendigen Geräte und Plattformen zur Verfügung. Medienerziehung bedeutet aber nicht nur, Schüler:innen mit Hardware auszustatten und für WLAN an den Schulen zu sorgen. Die verbindliche Bearbeitung verschiedener Module des Jugendmedienschutzes sorgt für Sicherheit unserer Kinder und Jugendlichen in einer digitalen Welt. Digital gestütztes Lernen bietet in Kooperation mit anderen Institutionen eine massive Verbesserung der Möglichkeiten individueller Förderung. Kooperatives und selbstgestaltetes Lernen können ebenfalls auf einem neuen Niveau profitieren. Diagnostik und Bewertung sowie Förderplanung und Benotung können so leichter durchgeführt werden.
Schul- und Unterrichtsentwicklung
Die Bildungsverwaltung nimmt eine zentrale Steuerung für die Weiterentwicklung der Schulentwicklung ein. Im Mittelpunkt der Bildungsverwaltung muss die bestmögliche Unterstützung der Schulen und Lehrkräfte in der Entwicklung und Sicherung von Unterrichts- und Schulqualität stehen, um die Schüler:innen optimal zu fördern.
Wir unterstützen die Selbstständigkeit von Schulen in pädagogischen und organisatorischen Fragen. Wir geben Schulen Vertrauen und Spielräume für ihre pädagogische Freiheit. Schulversuche und Modellversuche sind für uns wichtig, um neue Wege zu beschreiten. Dafür schaffen wir Zeit- und Finanzbudgets für Schulentwicklung. Evaluation und Qualitätssicherung sind unverzichtbar. Wir werden neben einem eigenen hessischen Bildungsbericht eine regelmäßige und verbindliche Fortschreibung des Hessischen Referenzrahmens Schulqualität unter Einbeziehung unterschiedlicher Perspektiven der Schulgemeinde etablieren.
Wir werden die aktuellen Herausforderungen unserer Gesellschaft angemessen in den Lehrplänen verankern und diese gleichzeitig auf Kohärenz, Konsistenz und Redundanzen überprüfen. Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus, Antislawismus, Sexismus, Homophobie und jeder Form der Diskriminierung und Benachteiligung wirken wir entgegen. Unsere Bildungseinrichtungen stehen für eine Gesellschaft ein, die sich für nachhaltige Entwicklung, Klimaschutz und Diversität einsetzt. Wir wirken der Einschätzung, dass Menschen sich ihrem zugeschriebenen Geschlecht gemäß verhalten müssen, entgegen. Wir setzen dabei auf die Weiterentwicklung von fächerübergreifendem Projektunterricht und ganzheitlichen Lernarrangements über den starren 45-Minuten-Takt und getrennte Fächer hinaus.
Noten sind nur bedingt aussagekräftig. Deshalb werden wir die Entwicklung von kompetenzorientierten Lernleistungsbeschreibungen fördern, und als gleichwertige Möglichkeit statt der Notengebung für die Schulen etablieren. Wir wollen, dass es der Regelfall wird, dass Menschen gemäß ihren Kompetenzen eine Rückmeldung über ihren Lernfortschritt bekommen. Der Fokus von Rückmeldungen an Schüler:innen muss darauf liegen, die nächsten Lernschritte zu definieren und Hilfestellungen zu geben. Dabei ist uns Transparenz gegenüber den Lernenden, aber auch ihren Eltern wichtig.
Wir sichern die religiöse und weltanschauliche Vielfalt des Angebots durch freie Schulträger ab. Die Einhaltung des Sonderungsverbots werden wir regelmäßig konsequent überprüfen.
Wir bekennen uns zu einem religiösen Unterricht, der in der gemeinsamen Verantwortung des Landes Hessen und der Kirchen und Religionsgemeinschaften für möglichst viele Konfessionen erteilt und von gegenseitigem Wissen und Verständnis geprägt wird.
Inklusion und individuelle Förderung – längeres gemeinsames Lernen stärken
Wir sehen Vielfalt an unseren Schulen als Bereicherung und unterstützen unsere Lehrkräfte beim Umgang mit Leistungsheterogenität durch multiprofessionelle Teams und kleinere Klassen. Wir werden den inklusiven Unterricht in allen Schulformen stärken, strukturelle Hindernisse abbauen und sicherstellen, dass ausnahmslos alle Lehrkräfte über inklusive Grundkompetenzen verfügen. Inklusion ist die Aufgabe der gesamten Gesellschaft und aller Schulen, vormittags und nachmittags. Deshalb wollen wir alle Schulen baulich, sächlich und personell in die Lage versetzen, inklusiv zu unterrichten. Das Recht auf inklusive Beschulung darf nicht nur auf dem Papier bestehen, sondern muss überall gelebt werden.
Wir sehen die sonderpädagogische Ressource als Unterstützungsleistung für alle Schüler:innen einer Schule, schaffen mehr Stellen für die Inklusion und werden in diesem Sinn an jeder Schule eine auskömmliche Grundversorgung zur besonderen Förderung sicherstellen. Dabei ist die Professionalität der Förderlehrkräfte und deren Vernetzung untereinander zu sichern. Beratungs- und Förderzentren werden wir zusammen mit dem schulpsychologischen Dienst zu Unterstützungsagenturen für alle Schüler:innen alle Schulen weiterentwickeln.
Entsprechend wollen wir die individuelle Förderung und längeres gemeinsames Lernen fördern. Dabei setzen wir auf Binnendifferenzierung in integrierten Gesamtschulen und vielfältige Bildungsangebote unter einem Dach, möglichst ohne Querversetzungen. Wir werden verstärkt individuelle Bildungswege ermöglichen. Dabei sind flexible Eingangsstufen und altersgemischte Klassen hilfreich. Zudem werden wir einen Modellversuch zur flexiblen, modularisierten Oberstufe initiieren und die Einrichtung neuer Oberstufen erleichtern. Wir werden Schulen, die längeres gemeinsames Lernen ermöglichen mit den für ihre wichtige Aufgabe notwendigen Ressourcen ausstatten.
Auf der Basis eines schulscharfen Sozialindexes werden wir Klassengrößen reduzieren und Schulen in besonders herausfordernden Lagen viel stärker unterstützen, damit sie kompensatorisch arbeiten können. Zudem werden wir die Vertretungsreserven aufstocken, damit Unterricht künftig durch qualifizierte Kräfte vertreten wird.
Fit für Leben und Beruf
Berufliche Schulen und Berufsschulen passen ihre Strukturen den Bedingungen des 21. Jahrhunderts an. Der Versuch der Landesregierung, Berufsschulen unter dem Begriff „zukunftsfähige Berufsschulen“ zu entwickeln, ist gescheitert. Wir werden ein Moratorium für den Prozess verhängen. Wir setzen auf einen Prozess, der auf Partizipation und Transparenz aufbaut.
Wir werden gemeinsam mit Schulen, Gewerkschaften, Hauptpersonalrat Schule, Schulträgern, Kammern, Arbeitgeberverbänden und Hochschulen gemeinsam Wege zu modernen Berufsschulen entwickeln, die wirklich zukunftsfähig sind und den realen Anforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht werden.
Investitionen in Berufliche Schulen und Berufliche Bildung sind ein wichtiger Beitrag zu Chancengleichheit und guter Bildung für alle. Gleichzeitig sind sie Wirtschaftsförderung und Standortpolitik. Wir stehen zu starken regionalen Ausbildungsstandorten. Unsere Maxime ist, dass junge Leute möglichst wohnortsnah ihre Ausbildung durchführen können. Investitionen in Berufliche Schulen sind Grundlage für die Ausbildung von Fachkräften und für die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsraumes. Eine qualifizierte berufliche Erstausbildung befähigt Menschen zu einer kontinuierlichen und existenzsichernden Erwerbsbiografie mit vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten in ihrer beruflichen Karriere. Wir stärken berufliche Bildung und sehen berufliche und akademische Bildung als gleichwertig an.
Unter dem Stichwort Arbeit 4.0 sehen wir Handlungsbedarf für alle beruflichen Schulen und sorgen für eine geeignete digitale Infrastruktur, neue Lernumgebungen und eine angemessene technische Ausstattung. Neben einem Glasfaseranschluss, W-Lan, Präsentationstechniken und mobilen Endgeräten fördern wir z.B. im KFZ-Bereich autonomes Fahren und Elektromobilität, im Baubereich moderne Gebäudetechnologien, die über Smart Home vernetzt werden, in den holz- und metallverarbeitenden Berufen komplexe digital gesteuerte Fertigungsmaschinen und in den kaufmännischen Berufen komplexe Prozessketten in virtuellen Firmen. Deshalb richten wir geeignete Labore, multifunktionale Werkstätten und flexible Lernumgebungen ein, in denen handlungs- und lernfeldorientierte Bildungsprozesse ermöglicht werden.
Weiteführende Vollzeitschulformen bieten Anschlussmöglichkeiten an alle allgemeinen Bildungsgänge und Abschlüsse und ermöglichen neben berufsbezogener Qualifizierung weitere Schulabschlüsse. Wir werden die Bildungsgänge so gestalten, dass allen Jugendlichen nach Abschluss der allgemeinen Schule weitere Bildungswege und Schulabschlüsse möglich sind, um ihre individuellen Bedingungen im Übergang von der Schule in Ausbildung zu verbessern. Ein besonderer Stellenwert kommt hier dem produktionsorientierten Lernen zu, diese Ansätze werden wir stärken, indem wir die an beruflichen Schulen bestehenden Produktionsschulen sichern und weiterentwickeln. Fachoberschulen und berufliche Gymnasien bieten für Jugendliche, die frühzeitig berufsbezogene Schwerpunkte wählen, eine Alternative zu den gymnasialen Oberstufen. Die Angebote beruflicher Gymnasien werden wir ausbauen.
Eine zukunftsfähige Berufsschule im Bereich des dualen Ausbildungssystems reflektiert, dass die Trennung in praxisorientierte Ausbildungsanteile im Betrieb und theoriegebundenes Lernen in der Berufsschule künstlich ist. Dem tragen wir durch die Weiterentwicklung der Rahmenlehrpläne und Curricula Rechnung. Gleichzeitig erhalten die Berufsschulen mehr Eigenverantwortung. Wir werden für sie geeignete organisatorische und fachliche Konzepte entwickeln. Unser Modell einer zukunftsfähigen Berufsschule beinhaltet, die dualen Ausbildungsgänge so standortnah wie möglich zu sichern, und differenzierte Unterrichtsformen zu entwickeln. Schulträgerübergreifende Organisationsformen in Form von Bezirks- und Landesfachklassen werden die Ausnahme darstellen. Wir werden ein Pilotprojekt durchführen, in dem für einzelne Ausbildungsgänge Kooperationen zwischen Schulen unter Nutzung digitaler Möglichkeiten hybrider Unterrichtsprojekte erprobt werden, um für Schüler:innen einen wohnortnahen Berufsschulunterricht zu sichern.
Die Schulträger werden wir bei der Aufgabe, die Zukunftsfähigkeit beruflicher Schulen im Hinblick auf technologische Entwicklungen unterstützen, indem wir ein Investitionsprogramm berufliche Bildung auflegen.
Es gibt einen enormen Bedarf der Fachkräftebildung für den Beruf Erzieher:in. Wir werden dieser Verantwortung gerecht, indem wir die Zahl der Ausbildungsplätze erheblich auszubauen. Wir werden in Hessen einen Studiengang für das Lehramt für berufliche Schulen mit Fach Sozialpädagogik einrichten. Wir werden dem Wandel der Arbeitswelt mit Weitsicht begegnen und stetig in der Schule inhaltlich und technisch abbilden. Die Gleichwertigkeit von Ausbildung und Studium ist für uns dabei zentral.
Wir werden die Berufs- und Lebensweltorientierung an allen Schulformen stärken. Dafür werden wir an den Gymnasien das Fach Arbeitslehre einführen. Damit unterstützen wir die Wahlfreiheit der Schüler:innen in Hinblick auf ihren weiteren Lebensweg. Schulformübergreifend sollen die Themen Transformation, Finanzen rund um Mietverträge, Steuererklärung, Leben und Arbeiten in der digitalen Welt und vieles mehr zur selbstständigen Lebensführung behandelt werden. Wir setzen zudem einen Schwerpunkt bei Demokratie und Nachhaltigkeit.
Erwachsenenbildung und Weiterbildung
Kommunen und gemeinnützige Träger werden unterstützt, um das breite Angebot der Volkshochschulen und überhaupt der Erwachsenen- und Weiterbildung zu erhalten und auszubauen, aber auch neue digitale Angebote zu schaffen. Niedrigschwellige Sprachfördermaßnahmen und die Angebote der Grundbildung sollen ebenso wie die politische Bildung weiter ausgebaut werden. Schulen für Erwachsene sind ein wichtiger Bestandteil des Bildungssystems, der u.a. durch gute Arbeitsbedingungen gestärkt werden muss. Insbesondere für Menschen mit Fluchtgeschichte muss ein curriculares Angebot der Bildungssprache Deutsch geschaffen werden, um erfolgreiche Abschlüsse und damit die berufliche Teilhabe zu gewährleisten sowie gesellschaftliche Teilhabe zu stärken. Wir stellen uns gegen prekäre Arbeitsverhältnisse in der Weiterbildung und werden zu einem Dialog mit allen Trägern einladen, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Gute Arbeitsbedingungen sind eine Voraussetzung für Chancengleichheit und gute Bildung
Wir werden den Lehrermangel beenden und Schluss machen mit Unterrichtsausfall. Um Vertretungslehrkräften eine Perspektive zu bieten und den Lehrermangel kurzfristig zu reduzieren, werden wir den berufsbegleitenden qualifizierenden Quereinstieg massiv ausbauen. Lehrkräfte in arbeitstechnischen Fächern erhalten von uns eine Aufstiegsperspektive. Wir verändern die Ausbildung der Lehrkräfte so, dass diese auf ihre Aufgabe und die Arbeit in multiprofessionellen Teams vorbereitet werden. Das Praxissemester werden wir vergüten. Wir stellen sicher, dass jede Schule mindestens zwei Lehrkräfte in den Vorbereitungsdienst aufnehmen kann, ohne dass diese auf die schulischen Wochenstunden angerechnet werden. Wir werben für das Lehramtsstudium und setzen mit einem Stipendienprogramm für Mangelfächer auch finanzielle Anreize.
Die Arbeit aller Lehrkräfte ist nicht gleich, aber gleichwertig. Wir wollen Hierarchien abbauen, die Studiendauer aller Lehrämter auf 10 Semester festschreiben und alle Lehrkräfte als Einstieg nach A13 bezahlen. Darüber hinaus werden wir die Studienkapazitäten der Lehrämter steigern und ein grundständiges Studium Schulsozialpädagogik einführen.
In den vergangenen Jahren haben die Belastungen für Schulleitungen, aber auch für Lehrkräfte durch zusätzliche Aufgaben im Unterricht wie auch durch Dokumentationspflichten zugenommen. Wir werden dafür Sorge tragen, dass die tatsächlich geleistete Arbeit der Lehrkräfte stärker berücksichtigt wird. Auf diese Weise werden wir der Fürsorgepflicht des Landes als Arbeitgeber gerecht und sorgen dafür, dass Lehrkräfte mit voller Stelle und voller Gesundheit bis zum Erreichen der Altersgrenze arbeiten können. Die Notwendigkeit der Entlastung gilt insbesondere für die Vielzahl an Verwaltungsaufgaben. Deshalb werden wir Stellen für Verwaltungsfachkräfte und Bibliothekar:innen an Schulen ausbauen. Die Übernahme besonderer Aufgaben muss mit einer Entlastung bei der Unterrichtsverpflichtung einhergehen. Wir schaffen Zeit für die pädagogischen Kernaufgaben und Schulentwicklung. Der Einsatz befristeter Verträge ohne Sommerferienbezahlen muss ein Ende haben. Wir werden Stellen von Lehrkräften und Schulleitungen zügig nachbesetzen und für Aufstiegsmöglichkeiten für alle Lehrämter sorgen.
Wir schaffen ein Institut für Lehrkräftegesundheit. Für Lehrer:innen, die ihre Überlastung anzeigen, oder Gewalt erfahren, werden wir eine unabhängige Ombudsstelle einführen. In besonderen Fällen muss für einen definierten Zeitraum eine Stundenreduzierung bei vollem Gehalt möglich sein. Gleichzeitig schaffen wir Anreize und bieten individuelle Lösungen an, um Lehrkräfte in Teilzeit zu ermutigen ihre Stunden zu erhöhen. Wir werden gemeinsam mit den Selbstvertretungen der Lehrkräfte eine Studie zur Lehrerarbeitszeit initiieren und setzen uns für eine gerechtere Anerkennung von außerunterrichtlicher Arbeitszeit ein. Die Personalräte werden ihre Rechte durch die Abbildung ihrer wichtigen Arbeit in Anrechnungsstunden besser durchsetzen können. Darüber hinaus werden wir die Arbeit der Personalräte in Schulen, Schulämtern und am Kultusministerium durch eine wertschätzende und kooperative Arbeitsweise unterstützen.
Selbst- und Mitbestimmung
Wir werden die Selbst- und Mitbestimmung ausbauen, Klassenräte und die Selbstvertretung der Schüler:innen auf allen Ebenen stärken sowie in der Schulkonferenz eine Drittelparität, das heißt eine paritätische Verteilung der Sitze zwischen Lehrer-, Eltern- und Schülervertretung, einführen. Dazu braucht es eine Stärkung der Grundlagen bereits in der Schule. Schule muss ein angstfreier Ort sein, an dem demokratische Werte wie Toleranz, Solidarität und Respekt als Grundprinzipien vermittelt werden, nicht nur im Unterricht. Demokratiepädagogische Angebote als Querschnittsaufgabe sollen in den Curricula in allen Schulformen verankert sein.
Mobilität und Schülerbeförderung
Wir schaffen gleiche Mobilität für alle, hierfür braucht es ein kostenloses Ticket für alle Schüler:innen bis zur Erlangung ihres Schul- oder Berufsabschlusses. Alle Kinder müssen spätestens nach dem Ende der Grundschule in der Lage sein, ihren Schulweg selbständig zu bestreiten, grundlegende Fähigkeiten wie Fahrradfahren und Schwimmen müssen vermittelt werden.
Soziales Lernen und Vernetzung von Schule
Wir unterstützen multiprofessionelles Arbeiten an den Schulen. Wir fördern flächendeckende Schulsozialarbeit in allen Schulen. Die sozialen Kompetenzen der Schüler:innen werden wir stärken, indem die Schulgemeinschaft, aber auch der Zusammenhalt von Schule und Verein gefördert werden. Im Rahmen des schulischen Ganztags müssen Lernorte, wie Musikschulen, Vereine und karitative Organisationen aufeinander abgestimmt werden. Dabei werden wir sicherstellen, dass außerschulische Jugendarbeit nicht von der Schule vereinnahmt wird und eigenständig bleibt.
Wir werden die Vernetzung schulischer und außerschulischer Bildungsangebote auf Augenhöhe stärken und die Teilhabe aller Kinder und Jugendlichen ermöglichen. Ehrenamtliches Engagement von Schüler:innen schätzen wir wert und soll in Zeugnissen Berücksichtigung finden.
Schulpartnerschaften wollen wir wieder mit Leben erfüllen und Schüleraustausche fördern. Wir setzen einen Schwerpunkt auf die Stärkung des europäischen Gedankens. Schulen sollten ebenso mit lokalen Partner:innen zusammenarbeiten, um Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) vor Ort voranzubringen. Das können interkulturelle Vereine, Seniorenheime, Jugend- und Familienzentren, Nichtregierungsorganisationen etc. sein.
Migration und Sprache
Für den Integrations- und Bildungserfolg wie auch für die gesellschaftliche Teilhabe ist die Beherrschung der deutschen Sprache elementar. Deshalb werden wir Sprachförderangebote stärken und Lehrkräfte zusätzlich für Deutsch als Zweit- und Fremdsprache ausbilden. Gleichzeitig werden wir herkunftssprachliches Unterrichten in Verantwortung des Landes ausbauen und Griechisch und Türkisch als versetzungsrelevante Fremdsprachen an unseren weiterführenden Schulen anbieten.
Wir werden den Klassenteiler für Intensivklassen wieder auf zwölf Schüler:innen senken, um gerade zu Beginn der Bildungsbiographie in Hessen beste Chancen und schnelles Lernen zu garantieren und um es Lehrkräften zu ermöglichen, Schüler:innen optimal zu unterstützen.
Gesundheit und Sicherheit von Kindern und Jugendlichen
Immer noch sind viele Kinder und Jugendliche in Deutschland arm. Wir ändern das über vielfältige Programme der Bundes- und Landespolitik. Das geht nicht von heute auf morgen. Da Schulen ein grundlegender Teil der Chancengleichheit und Gerechtigkeit unserer Gesellschaft sind, werden wir die Prävention von Kindern und Jugendlichen vor Armut deutlich verstärken. Wir schaffen eine echte Lernmittelfreiheit ohne zusätzliche Kosten und komplett werbefrei.
Wir wollen die Schulämter in ihrer Fachberatung gegen Missbrauch unterstützen, die Soforthilfen für Opfer sexueller Straftaten ausweiten und dafür v.a. die Kooperation der Einrichtungen mit den Behörden verbessern. Schulen brauchen Schutzkonzepte gegen sexuellen Missbrauch. Die Schulpsychologie werden wir ausbauen und präventive Ansätze fördern.
Wir fördern gesunde Ernährung und werden sicherstellen, dass Hessen endlich am EU-Schulobstprogramm teilnimmt. Wir streben ein kostenloses und qualitativ hochwertiges Mittagessen an unseren Schulen an. Wir werden Projekte zur Abfallvermeidung von Lebensmitteln fördern und eine bessere Vernetzung von Ernährungsräten und lokalen Projekten unterstützen. Wir werden den Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften an den Schulen flächendeckend ausweiten und Gesundheitsaufklärung an allen Schulen konzeptionell absichern.
Da Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention bei den Jüngsten beginnt, muss auch Schule gesunde Ernährung beibringen, Bewegung fördern und den Umgang mit Erkrankungen schulen. Wir wollen die Suizidprävention in Schulen stärken. Schüler:innen sollen in der Schule auch lernen mit Emotionen und Konflikten umzugehen.
Alle Anregungen, Ideen und Kritik, die über das unten stehende Kommentierungstool und andere Kanäle bei uns eingehen, werden der Programmkommission weitergegeben.