Unsere Wirtschaft ist im Wandel. Aufgabe der Politik ist, den Wandel zu begleiten und zu gestalten. Die SPD möchte die Arbeit und den Wohlstand von morgen sichern. Mit klugen Investitionen und einer mutigen Strategie wird die SPD die Herausforderungen unserer Zeit meistern: Dem Fachkräftemangel werden wir mit Anreizen entgegenwirken, Digitalisierung und Transformation begreifen wir als Chance. Dabei steht die SPD fest an der Seite von Arbeitnehmer:innen.
Starke Wirtschaft und gute Arbeit sind für uns zwei Seiten derselben Medaille. Sozialpartnerschaft, Mitbestimmung und Teilhabe sind dabei für uns untrennbar miteinander verbunden. Dabei muss das Land mit gutem Beispiel und als Vorbild vorangehen. Die Kriterien für die Vergabe von Wirtschaftsförderung müssen sich stärker an Tarifbindung und innerbetrieblicher Mitbestimmung orientieren. Deshalb wollen wir die hessische Wirtschaftsförderung danach ausrichten, dass Unternehmen, die die Kriterien guter Arbeit einhalten, mit einem Zuschlag belohnt werden.
Der Staat als Auftraggeber hat eine besondere Verantwortung. Deshalb werden wir das Tariftreue- und Vergabegesetz ändern und echte Kontrollen ermöglichen, um mit Steuergeldern gute Arbeit zu fördern. Ehrliche Unternehmen dürfen nicht das Nachsehen haben. Wir werden zudem einen vergabespezifischen Mindestlohn einführen. Dieser sollte sich an der untersten Tarifgruppe des Tarifvertrags des Landes orientieren, in der Beschäftigte tatsächlich eingruppiert sind. Damit unsere Vorgaben auch eingehalten werden, müssen wir die Kontrollmechanismen wirkungsvoll ausgestalten, Subunternehmerketten begrenzen und Verstöße gegen die Kriterien hart sanktionieren. Alle Wirtschaftsförderprodukte werden konsequent an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen ausgerichtet. Tarifbindung, eine funktionierende Sozialpartnerschaft, sowie die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung in Form von Ausbildung und Inklusion sind bei allen Ausschreibungen des Landes und der hessischen Kommunen Voraussetzung für die Bewerbung um einen öffentlichen Auftrag. Zudem sind betriebliche Mitbestimmung und tariflich geregelte Arbeit sowie die Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung in Form von Qualifizierung, Aus- und Weiterbildung sowie Gleichstellung zentrale Entscheidungsfaktoren.
Wir wollen Hessens Wirtschaft zukunftsfähig und nachhaltig machen. Dazu werden wir das „Zukunftsbündnis Wirtschaft Hessen“ etablieren, welches Zukunftsmärkte erschließt sowie den Innovationstransfer zwischen Wirtschaft und Wissenschaft verbessert. Durch die enge Zusammenarbeit von Unternehmen, Gewerkschaften, Politik und Wissenschaft, wollen wir bestehende regionale Netzwerke und Kooperationen mit regional wirkenden Wissensträgern stärken. Nur gemeinsam können wir den komplexen Wandel gestalten!
Der hessische Wirtschafts- und Industriestandort steht vor enormen Herausforderungen. Gemeinsam mit Unternehmen, Arbeitnehmer:innen sowie dem Staat wollen wir den Standort Hessen zukunftsfähig machen. Dafür stellen wir einen Transformationsfonds zur Verfügung, um den Wandel unserer Wirtschaft aktiv zu unterstützen. Die Einbeziehung privaten Kapitals wollen wir ermöglichen. Aus dem Fonds sollen u.a. Qualifizierungsmaßnahmen, Investitionen in Standortfaktoren und gezielte Innovationen in Zukunftstechnologien und deren Industrialisierung finanziert sowie regionale Transformationscluster gefördert werden. Auch gezielte Investitionen in das Eigenkapital kleiner und mittelständischer Unternehmen, die ihr Geschäftsmodell nachhaltig und zukunftsfähig aufstellen, sollen so ermöglicht werden. Wir bringen alle Akteure an einen Tisch, indem wir einen Transformationsrat implementieren, der langfristig zu einer hessischen Transformationsagentur nach rheinland-pfälzischem Vorbild weiterentwickelt werden soll.
Die Praxis der hessischen Wirtschaftsförderung ist unübersichtlich und ineffizient. Die Instrumente der Wirtschafts- und Strukturförderung müssen dringend auf ihre Transformationseignung hin analysiert, entsprechend des Wandels weiterentwickelt und mit den regionalen Bedürfnissen verzahnt werden. Es gibt keine Bestandsgarantien. Im Dialog mit den betroffenen Akteuren und der Kommunalpolitik überprüfen wir die bestehenden Strukturen der Wirtschaftsförderung des Landes und richten diese anschließend neu und zielgerichtet aus. Hierbei berücksichtigen wir insbesondere soziale, innovative und nachhaltige Kriterien. Gerade unsere mittelständischen Unternehmen brauchen Unterstützung, wenn sie ihre Geschäftsmodelle an den Anforderungen des „Green Deals“ und des nachhaltigen Wirtschaftens ausrichten sollen.
In unserem Wirtschaftsprofil für ein Hessen von 2030 stehen Neugründungen und Betriebsübernahmen im Fokus. Die Gründer:innen von heute stellen die Arbeitsplätze von morgen. Betriebsübernahmen sichern Beschäftigung und Wertschöpfung in der mittelständischen Wirtschaft. Wirtschaftsförderinstrumente für Gründungen und Betriebsübernahmen müssen daher unbürokratisch, niedrigschwellig und technisch einfach ausgestaltet sein. Die Gründung eines Start-Ups soll in Hessen zur Ende der Wahlperiode innerhalb von 48 Stunden vollständig durchgeführt werden können.
Das vom Bund geförderte Projekt European Data Trustee („EuroDaT“), das einen neutralen und nicht profitorientiert Datentreuhänder aufbauen will, leistet einen wichtigen Beitrag europäischen Datensouveränität und soll weiter gefördert werden. Auch die Deutsche Börse wollen wir als Konsortialteilnehmer gewinnen. Auf dieser Basis wollen wir das bestehende Fintechökosystem stärken.
Nur etwa jede siebte Gründung in der EU erfolgt laut EU Start-up-Monitor durch eine Frau und wenn sie gründen, erhalten sie weniger Risikokapital. Diesem Umstand wollen wir durch gezielte Gründerinnen-Förderung und die Stärkung regionaler Beratungsstellen für Gründerinnen entgegentreten.
Wir wollen für passgenaue Wirtschaftsförderung Förderlotsen installieren, um Unternehmen im Förder-Dschungel besser helfen zu können. Die Lotsen sollen professionelle Beratung und Qualifizierungsmaßnahmen für Betriebs- und Personalräte, Beschäftigte sowie das Management anbieten, um die Transformation in den Betrieben zu bewältigen.
In vielen hessischen Betrieben besteht ein erhebliches Potenzial etwa bei der klimaneutralen Gestaltung der Produkte und Herstellungsverfahren sowie bei der Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz. Dies gilt auch für den Einsatz von Industrie 4.0 und von Anwendungen künstlicher Intelligenz.
Wir werden mit einer aktiven Ansiedlungspolitik zusätzliche Wertschöpfung und Beschäftigung nach Hessen holen und uns dabei auf Zukunftstechnologien und -industrien konzentrieren. Zu einer umfassenden Ansiedlungsstrategie gehören für uns die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren, die Ausweisung entsprechender Flächen und passgenaue Angebote zur Investitionsförderung.
Wir werden eine besondere Förderung für Maßnahmen auflegen, die den effizienten Umgang mit sämtlichen Ressourcen der Wertschöpfungskette verbessern. Damit werden wir gerade kleine und mittelständische Unternehmen durch Beratung und Zuwendung unterstützen, wenn sie ressourceneffizientere Fertigungsverfahren einführen wollen.
Wir wollen kleinen und mittelständischen Unternehmen eine Perspektive im Wandel bieten. Dafür machen wir die Meister-, Fachwirt- und Technikerprüfungen kostenfrei. Dadurch wollen wir das Handwerk und die hessische Wirtschaft bei der Sicherung des Fachkräftenachwuchses unterstützen und die Bereitschaft zu Aufstiegsfortbildungen und -abschlüssen – durch den Wegfall aufzunehmender hoher Kredite – bei den Gesell:innen fördern. Die Ausbildung von Führungspersonen im Betrieb, die die Betriebe weiterführen und Nachwuchs ausbilden können, muss eine zentrale Aufgabe sein. Gleiches gilt bei den jeweiligen Prüfungen und diesen gleichgestellten Abschlüssen. Deshalb wollen wir auch die berufsbegleitende Qualifizierung zur*zum Fachwirt:in, Meister:in oder Techniker:in fördern. Das Aufstiegs-BAföG soll in Hessen noch stärker ausgebaut und nutzbar gemacht werden.
Wir werden einen echten Industrietrialog als leitendes Prinzip unserer Wirtschaftspolitik in Hessen etablieren und mit Arbeitgeberorganisationen und Gewerkschaften gemeinsam Antworten für den Industriestandort Hessen entwickeln. Hessen braucht eine moderne Industriestrategie. Wir werden die rudimentären Ansätze in Hessen evaluieren und eine echte landesweite Industriestrategie vorlegen.
In einigen Regionen haben sich bereits regionale Transformationsnetzwerke gebildet, um regionale Transformationsstrategien zu erarbeiten und umzusetzen. Die Transformation muss nach dem „Bottom-Up“-Prinzip vor Ort gestaltet werden. Bereits bestehende Netzwerke sollen daher mit Unterstützung des Landes langfristig verstetigt werden. In den Regionen, in denen es noch keine Netzwerke gibt, werden wir bei der Grünung unterstützen und diese vorantreiben.
Hessen ist ein starkes Industrieland. Unzählige Industriearbeitsplätze schaffen Wertschöpfung und Wohlstand vor Ort. In jeder Region Hessens haben wir viele stark aufgestellte Produktionsstandorte der unterschiedlichen Industriebereiche in Hessen. Um die Stärken unseres Landes in der Automobilindustrie sowie der Pharma- und Chemieindustrie und der Sozialwirtschaft im Trialog weiterentwickeln zu können, bedarf es nach dem Beispiel Thüringens und Rheinland-Pfalz einer vertieften Strukturanalyse. Wir wollen auch in Zukunft ein wichtiger Standort für diese Branchen sein.
Damit Hessen ein starkes und lebenswertes Industrieland bleibt, wollen wir ein Hessentempo für Planungen und Genehmigungen einführen. Zum Abbau von Aktenbergen braucht es etwa eine gute Ausstattung von Verwaltung und Gerichten mit Fachkräften und einen Digitalisierungsschub für das staatliche Antragswesen. Bei der Beschleunigung von Infrastrukturvorhaben wollen wir gemeinsam mit dem Bund alle Potenziale ausschöpfen, um unser Bundesland fit für die Zukunft zu machen. Standardisierung von Prüfungen, Genehmigungsfiktionen und schlanke behördliche Verfahren braucht es endlich auch in Hessen. Tempo bei der Modernisierung von Infrastruktur und industriellen Anlagen ist der Schlüssel für den Erhalt unseres Wohlstandes und unser natürlichen Lebensgrundlagen.
Lebendige, attraktive Innenstädte sind ein unverzichtbarer Bestandteil eines lebenswerten Landes. Sie benötigen attraktive Bedingungen für Handel, Gastronomie, Kultur und Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum. Daher werden wir Projekte anstoßen und fördern, die den Erhalt und die Neugründung von Geschäften vor Ort fördern. Insbesondere werden wir nachhaltigkeitsorientierte Angebote, lokale Wirtschaftskreisläufe und inhabergeführte Betriebe unterstützen. Das umfasst insbesondere die Förderung von lokalen Genossenschaften und Initiativen für Einkäufe und Dienstleistungen im Dorf oder Stadtviertel.
Tourismus ist für uns nicht nur eine Frage von Wirtschaftspolitik, sondern Lebensraumgestaltung. Eine verlässliche Mitfinanzierung der Destinationen Hessens werden wir institutionalisiert verstetigen. Die Kompetenzen im Bereich Tourismus werden wir bündeln und einen kompetenten Ansprechpartner für den Tourismussektor etablieren. FrankfurtRheinMain ist der wichtigste Finanzstandort Kontinentaleuropas. Wir werden die Bemühungen verstärken, Frankfurt als weltweites Zentrum für nachhaltige Finanzierungen zu etablieren. Hierfür werden wir Finanzwirtschaft, Unternehmen, Wissenschaft und staatliche Akteure an einen Tisch bringen, um praktische Umsetzungsvorschläge für nachhaltigere Finanz-Lösungen zu erarbeiten und eine Agentur für Sustainable Finance in Frankfurt zu schaffen. Die Schaffung einer europäischen Anti-Geldwäschebehörde wollen wir aktiv unterstützen und werden für ihre Ansiedlung in Frankfurt eintreten.
In Hessen gibt es großes Potenzial für die Finanzierung über den Kapitalmarkt. Damit der hessische Mittelstand und insbesondere Start-Ups sich leichter am Kapitalmarkt finanzieren können, müssen Intermediäre (Banken und Sparkassen) eine zentrale Rolle einnehmen. Es braucht Angebote, die einen leichten Zugang zum Kapitalmarkt ermöglichen, die Risiken breit streuen und die Abwicklung zentralisieren. Die Politik muss dafür den entsprechenden Rahmen liefern.
Der Flughafen Frankfurt am Main ist das zentrale Drehkreuz und mit seiner Innovationskraft einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren in Hessen. Über 100.000 Menschen hängen mit ihren Arbeitsplätzen direkt oder indirekt von seiner wirtschaftlichen Stärke als Arbeitgeber ab. Wir werden dafür Sorge tragen, dass der Frankfurter Flughafen weiterhin zentraler Wirtschaftsmotor bleibt. Dazu wollen wir den wirtschaftlichen Erfolg, hochwertige Arbeitsplätze für die Beschäftigten, den Schutz der Bevölkerung vor Lärm und den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen miteinander in Einklang bringen. Die Politik von CDU und Grünen wie etwa die PR Flops zum Lärmschutz oder die bewusste Ansiedlung von Billigairlines ohne Arbeitnehmer:innenrechte zulasten von Unternehmen, Beschäftigten und Anwohnern werden wir beenden. Wir werden alle Möglichkeiten nutzen um ein Maximum an Lärmschutz für die Region zu erreichen, ohne den Standort einseitig zu benachteiligen. Dazu gehören rechtssichere Lärmobergrenzen und ein Nachtflugverbot Plus am Frankfurter Flughafen. Im Rahmen des rechtlich Möglichen soll geprüft werden, welche Flugverbindungen in den Tagzeitraum verlagert werden können, um in den Randzeiten der Lärmpausen zu entlasten. Systematische Verstöße gegen das Nachtflugverbot wollen wir stärker ahnden. Unter SPD-Führung wird sich die Flughafenpolitik stärker an Tarifbindung, Mitbestimmung, Anwohner- und Umweltschutz orientieren. Die Luftverkehrswirtschaft ist eine der Branchen, die von der Corona-Pandemie am stärksten getroffen wurde. Nach der Krise gilt es, die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen zu setzen, damit der Standort gestärkt aus dieser Krise hervorkommen kann. Auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene werden wir uns dafür einsetzen, dass der Flughafen ein Garant für gute Arbeitsplätze ist. Auch um Fachkräfte an den Standort zu binden, wird sich die Flughafenpolitik unter SPD-Führung stärker an Tarifbindung, Mitbestimmung und Arbeitsbedingungen ausrichten. Der Flughafen bietet aufgrund seiner hervorragenden Vernetzung mit der Bahn und seinen Fortschritten bei Antriebstechnologien und Energieeffizienz gute Voraussetzungen, um beispielgebend für eine nachhaltige Luftverkehrswirtschaft zu werden. Dieses Potenzial werden wir steigern.
Der Kassel Airport bietet schon jetzt für die Region nicht nur die Möglichkeit wohnortnaher Urlaubsflüge, sondern zudem auch Arbeitsplätze, Infrastruktur und Perspektiven für den Luftverkehr. Wer beim Kassel Airport nur auf Flugbewegungen und Passagierzahlen schaut, wird dem Infrastrukturprojekt Flughafen nicht gerecht. Er ist eine wichtige Infrastruktureinrichtung für die Region Nordhessen, die wir weiter stärken wollen. Unser Ziel dabei ist, durch die Ansiedelung flugbetriebsaffiner Betriebe und Dienstleistungen am Gewerbepark Kassel Airport den Standort zukunftssicher zu machen. Wir sind uns sicher, dass der Kassel Airport viel Entwicklungspotential bietet.
Wir wollen als verlässlicher Partner der Kultur- und Kreativwirtschaft die Unterstützungsleistungen des Landes weiterentwickeln und verstetigen. Für die Gamesbranche werden wir eine echte eigene Förderlinie Games etablieren. Den Mediencampus Dieburg der Hochschule Darmstadt werden wir hierzu gezielt ausbauen. Auf Landesebene werden wir Maßnahmen zur Förderung der Medienkompetenz im Videospielbereich auch für Eltern ergreifen.
In der Transformation der Arbeitswelt verändern sich die Rahmenbedingungen und technischen Möglichkeiten in Berufsbildern rasant. Wir wollen, dass Arbeitnehmer:innen von heute eine Chance auf dem Arbeitsmarkt von morgen haben. Dafür wollen wir Weiterbildung und Qualifizierung bereits während der Erwerbstätigkeit fördern und einen Rechtsanspruch auf Qualifizierung und Weiterbildung unterstützen. Veränderung wollen wir gemeinsam auch als Chance für den Wirtschaftsstandort Hessen begreifen. Hessen soll das Weiterbildungsland in Deutschland werden. Dabei werden wir den Arbeitnehmer:innen, den Arbeitsuchenden und den Unternehmen zur Seite stehen.
Arbeitsplätze und ganze Berufsfelder werden durch die Transformation verändert. Die von Veränderung betroffenen Arbeitnehmer:innen lassen wir nicht alleine. Wer sich in späteren Phasen der Erwerbstätigkeit für eine neue Berufsausbildung entscheidet, hat unsere volle Unterstützung. Die Mindestschüler:innenzahl für Berufsschulen muss gesenkt werden, um den Bestand im ländlichen Raum weiter garantieren zu können. Berufsschulstandorte wollen wir flächendeckend sichern. Wir wollen die duale Ausbildung stärken und werden einen Modellversuch „virtuelle Berufsschule“ durchführen. Die Berufsschulen werden von uns umfangreich gefördert, damit sie als verlässlicher dualer Partner unserer hessischen Ausbildungsbetriebe für die Fachkräfte von Morgen auftreten können.
Ebenso werden wir eine Lehrkräfteoffensive für die beruflichen Schulen starten, um dem prognostizierten Mangel an Lehrkräften an beruflichen Schulen frühzeitig entgegenzuwirken. Neben der zeitgemäßen digitalen Ausstattung der Schulen allgemein, aber auch hinsichtlich der Digitalisierung der Arbeitswelt, werden wir eine qualitativ hochwertige und zeitgemäße Aus- und Weiterbildung des Lehrpersonals gewährleisten. Nur so kann sichergestellt werden, dass der Erfolg der beruflichen Bildung nicht gefährdet wird. Die hessische Landesregierung wird sich maßgeblich in die Ausgestaltung des im Koalitionsvertrag des Bundes vorgesehenen Paktes für berufsbildende Schulen einbringen. Wir wollen Studienabbrechern den Weg in die berufliche Bildung erleichtern.
Wir wollen den Bildungsurlaub in Hessen stärken und ausbauen, sowie ihn im Transformationsprozess unserer Arbeitswelt nutzen. Bildungsurlaub ist eine wertvolle Bildungsmaßnahme zur persönlichen Weiterbildung der Arbeitnehmer:innen. Gleichzeitig profitieren die Arbeitgeber enorm, denn ohne qualifizierte Mitarbeitende kann kein Unternehmen die Herausforderungen der Zukunft überstehen. Wir wollen dafür den Bildungsurlaub in eine Bildungszeit mit Rechtsanspruch für alle weiterentwickeln, die berufliche Qualifizierungen ermöglicht. Die Angebote für Bildungszeiten müssen ausgeweitet werden. Ziel hessischer Politik muss es sein, auch insgesamt die Anzahl der Menschen zu erhöhen, die Bildungsurlaub in Anspruch nehmen. Deshalb muss die arbeitgeberseitige Akzeptanz für Bildungsurlaub gestärkt werden und Arbeitnehmer:innen vermehrt in die Lage versetzt werden, ihren gesetzlichen Bildungsurlaub zu nutzen. Dafür braucht es eine finanzielle Förderung der Träger, damit diese auch inklusive Angebote entwickeln oder Kinderbetreuung anbieten können. Neben der Freistellung zur beruflichen Weiterbildung kommt der politischen Weiterbildung eine immer größere Bedeutung zu. Politischer Bildungsurlaub muss daher gleichermaßen gestärkt werden.
Mit einer umlagefinanzierten Ausbildungsgarantie insbesondere für junge Menschen unter 35 Jahren eröffnen wir jedem und jeder einen Anspruch auf berufliche Qualifizierung. Unsere präferierte Ausbildungsform ist hierfür die duale, betriebliche Ausbildung, die wir stärken werden. Doch auch die über- und außerbetriebliche Ausbildung soll zur Erfüllung der Ausbildungsgarantie genutzt werden. Mit einem Landesprogramm „Jugend in Arbeit“ soll jungen Menschen der Übergang von der Schule in das Erwerbsleben vereinfacht und ein praxisorientierter Berufseinstieg ermöglicht werden. Wir wollen die Berufsorientierung in der Schule früher ansetzen. In allen Schulformen soll berufliche Bildung stattfinden.
Junge Menschen ohne Schul- und ohne Berufsabschluss werden wir individueller fördern, um sie zu qualifizierten Abschlüssen zu führen. Berufseinstiegsbegleitung wollen wir als Land fördern und unterstützen. Wichtig ist dabei der Erhalt der beruflichen Schulen im Ländlichen Raum. Denn für uns haben die duale Ausbildung und das Studium den gleichen Stellenwert. Wir müssen dafür sorgen, dass alle Bildungswege untereinander durchlässig werden und dass wir in der Gesellschaft ein Bewusstsein für die Gleichwertigkeit aller Bildungswege haben. Ein wichtiger Baustein dabei ist auch das duale Studium, das eine wissenschaftlich fundierte und zugleich praxisnahe Ausbildung ermöglicht, indem sich Theoriephasen an den Hochschulen und Berufsakademien mit Praxisphasen in Unternehmen abwechseln. Vom dualen Studium profitieren sowohl Studierende als auch Unternehmen.
Dual Studierende befinden sich in einer Grauzone, ohne verbindliche Regelungen, die die Qualität ihrer Ausbildung sichern. Daher setzen wir uns als Land Hessen auf Bundesebene für eine gesetzliche Gleichstellung von dual Studierenden und Auszubildenden während der betrieblichen Praxisphasen ein. Bis das erreicht ist, setzen wir hessenweit verbindliche Regelungen fest, die die Ausbildungsqualität dual Studierender, auch hinsichtlich der Mindestausbildungsvergütung, hessenweit regeln.
Um junge Menschen beim Übergang von der Schule in den Beruf engmaschig zu betreuen, und individuell beraten zu können, brauchen wir einen flächendeckenden Ausbau der Jugendberufsagenturen, die bereits jetzt dort, wo sie existieren, eine rechtskreisübergreifende Beratung und Integration der jungen Menschen in den Arbeitsmarkt sicherstellen. Den Ausbau der Jugendberufsagenturen, auch im ländlichen Raum, werden wir als Land fördern und unterstützen.
Wir werden dem Wandel der Arbeitswelt mit Weitsicht begegnen und Ausbildungen attraktiver gestalten. Flexiblere Ausbildungsmöglichkeiten müssen etabliert werden, um der Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Freizeit gerecht zu werden.
Um einen stärkeren Anreiz für die Ausbildung von Fachkräften zu schaffen, stärken wir gebührenfreie Ausbildungen.
In Anlehnung an die existierenden Studierendenwerke sollen Auszubildendenwerke gegründet werden. Diese sollen flächendeckend vertreten sein, und somit auch den Bedarfen der Auszubildenden des ländlichen Raums gerecht werden. Eine zentrale Aufgabe der Auszubildendenwerke soll sein, bezahlbaren Wohnraum für Auszubildende in der Nähe ihres Ausbildungsbetriebs zu schaffen, eventuell auch in Zusammenarbeit mit den Studierendenwerken. Dies kann zudem auch einen positiven Einfluss auf die Ausbildungsmobilität der jungen Menschen haben und die Motivation steigern, an einem neuen Ort in Hessen einen Ausbildungsplatz anzunehmen. Wir setzen uns für ein vergünstigtes Deutschlandticket für Auszubildende ein.
An allen Schulformen sollen berufliche Bildung und Berufsorientierung stattfinden, die die Jugendlichen tatsächlich in ihrer Berufswahl unterstützt. Schon in der Schulzeit sollen Schüler:innen Themen wie „betriebliche Ausbildung“ „Demokratie im Betrieb“ und „die Geschichte und Rolle der Gewerkschaften“ diskutieren. Wir wollen dies in das Curriculum der allgemeinbildenden Schulen aufnehmen. Gleichzeitig brauchen die Schüler:innen aller Schulformen eine Berufsberatung, die ihre Interessen und Fähigkeiten berücksichtigt, und ihnen Perspektiven für ihr Berufsleben eröffnet. Dafür muss die bisherige Form der Berufsberatung evaluiert und gegebenenfalls neu aufgestellt werden.
Alle Anregungen, Ideen und Kritik, die über das unten stehende Kommentierungstool und andere Kanäle bei uns eingehen, werden der Programmkommission weitergegeben.