Das Corona-Virus hat unser Leben seit einem Jahr fest im Griff. Der Impfbeginn bietet Anlass für einen kleinen Hoffnungsschimmer.
SPD-Landtagsfraktion – Dr. Daniela Sommer
Die wenigsten werden erwartet haben, dass wir damit in kurzer Zeit zu einer Art alter Normalität zurückkehren können. Die meisten werden jedoch erwartet haben, dass in Hessen schnellstmöglich mit den Impfungen begonnen und die Personen der ersten Priorisierungsgruppe möglichst zügig durchgeimpft werden. Dieser Irrtum wurde bereits Anfang Januar aufgeklärt, als klar wurde, dass es in Hessen einen eher stotternden Impfstart geben würde. Viele Fragen, darunter, wie die konkrete Terminvergabe ablaufen, wer sich zunächst anmelden und wo die jeweiligen Impfungen stattfinden würden, blieben lange ungeklärt. Während andere Bundesländer von Beginn an eine dezentrale Öffnung ihrer Impfzentren verfolgt haben, wurden in Hessen zunächst nur sechs Zentren in Ballungsgebieten und Großstädten geöffnet. Dass dieses Vorgehen gerade für die Menschen im ländlichen Raum eine Zumutung war, blieb unberücksichtigt.
Weder unter organisatorischen noch unter epidemiologischen Aspekten konnte Sozialminister Kai Klose (Grüne) für diese ungleiche Behandlung von Stadt und Land eine überzeugende Begründung anbieten.
Durch den von der Landesregierung festgelegten Verteilungsmodus wurde die Impfung für ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen, die auf dem Land leben, über Wochen erschwert. Und dass, obwohl alle 28 Impfzentren zu diesem Zeitpunkt längst einsatzbereit waren. Während das Warten auf eine faire dezentrale Verteilung des knappen Guts vergeblich war, galt es nun, an einen der heiß begehrten Termine zu kommen. Über Website und Hotline sollte eine leichte Terminvereinbarung möglich gemacht werden. Doch auch hier sah die Realität deutlich anders aus. Nach wenigen Minuten war die Website nicht mehr zu erreichen und Anrufe, die bei der Hotline aufliefen, klingelten ins Leere. Als die Website wieder ihren Dienst aufnehmen konnte, war sie auch eher für internetaffine Menschen und nicht für hochbetagte Senioren leicht zu handeln.
Nur wenige Tage später wurde das unfaire Rennen beendet – alle zu diesem Zeitpunkt möglichen Termine waren vergeben.
Die Gewinner konnten sich im Zweifelsfall über eine 100 Kilometer lange Fahrt bis zum Impfzentrum freuen. Wer die Kosten für die Fahrt, möglicherweise mit einem Taxi, übernehmen und wie die vom Land zunächst angekündigte Erstattung ablaufen sollte, blieb wieder einmal ein gut gehütetes Geheimnis. Spätestens nach diesen zahlreichen Startschwierigkeiten wäre ein Impfgipfel mit Vertreterinnen und Vertretern der Impfteams, der Kommunen, des Bundes, der Pharmaunternehmen und der Gesundheitswirtschaft dringend angeraten gewesen. Eine neutrale Bestandsaufnahme, eine Analyse der Fehler, eine Optimierung der Abläufe und eine Beratung über die Verbesserung der Produktion von Impfstoff – all das hätte es gebraucht und würde es noch immer brauchen, um die hessische Impfstrategie zu einer echten Strategie zu machen.
Zukunft Hessen
Ein Magazin der SPD Hessen und der SPD-Landtagsfraktion
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