Schulchaos in Zeiten der Pandemie

Präsenzunterricht mit Lüften, Schülerinnen und Schüler mit Winterjacke und Maske? Ein Wechsel von Präsenz- und Fernunterricht? Oder lieber gar kein Unterricht im Klassenzimmer?

SPD-Landtagsfraktion – Christoph Degen

Foto: iStock, vgajic

Nach fast 365 Tagen Corona hat der hessische Kultusminister Alexander Lorz noch immer keinen Plan, kein Konzept und erst recht kein voll funktionstüchtiges Schulportal. Aber er hat eine Taktik. Diese Taktik besteht darin, anstatt zu führen, die Verantwortung auf Schulen, Lehrerinnen und Lehrer sowie Eltern abzuwälzen. Sein permanenter Positionswechsel ist beliebig und ohne eigene Haltung. Was die Landesregierung in der Corona-Pandemie bildungspolitisch eigentlich will und was ihre Position in den Gesprächen mit den anderen Regierungschefs ist, bleibt unklar. Sie ordnet sich bedingungslos dem Kurs der Kanzlerin unter und hat damit zuletzt sogar den eigenen, nun endlich aufgestellten Stufenplan, der Verlässlichkeit geben sollte, unter welchen Bedingungen mit welchen Maßnahmen zu rechnen ist, über den Haufen geworfen.

Das ist vor allem an der wochenlangen Aussetzung der Präsenzpflicht erkennbar, die im hessischen Stufenplan eigentlich gar nicht vorgesehen war und die viele Schulen Anfang Januar ratlos zurückgelassen hat. Mit der Aussage „Die Schulen sind offen, aber schickt eure Kinder bitte nicht“ disqualifiziert sich die Landesregierung selbst und schafft die Schulpflicht faktisch ab. Gerade diese Aufhebung der Schulpflicht, zu der Hessen immer wieder greift, ist jedoch katastrophal für die Bildungsgerechtigkeit, denn Schülerinnen und Schüler aus bildungsfernen Familien drohen zusehends abgehängt zu werden. Deutlich sinnvoller wäre es gewesen, direkt das von der SPD-Fraktion vorgeschlagene Wechselmodell aus Distanz- und Präsenzunterricht mit gleichzeitiger Betreuungsgarantie für Härtefälle einzuführen – es bietet Verlässlichkeit und stellt sicher, dass kein Kind zurückgelassen wird und/oder vereinsamt.

In der Krise werden viele Entscheidungen getroffen, die mit Sicherheit nicht immer richtig sind. Diese Entscheidungen aber erst gar nicht zu treffen und immer, wenn es unangenehm wird, die Verantwortung den Schulen oder den Eltern zuzuschieben, ist mit Sicherheit falsch.

 


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