SPD-Landesverband – Interview mit Esther Kalveram
Esther, sowohl deine Adresse als auch deine Handynummer sind auf der Seite des Kasseler Magistrats öffentlich einsehbar. Hat das im Alltag für dich zu Problemen geführt?
Als Kommunalpolitikerin möchte ich für alle Bürgerinnen und Bürger erreichbar sein. Leider führt das mittlerweile aber auch zu anonymen Drohanrufen oder bei Facebook zu dem ein oder anderen Kommentar, dass ich aufpassen solle, was ich schreibe, man wisse, wo ich wohne.
War das schon immer so?
Nein, die anonymen Anrufe oder Drohungen auf Facebook haben erst begonnen, als ich angefangen habe mich im Netz ganz konkret gegen rechts zu positionieren. Und zwar nicht nur auf meinem eigenen Facebookprofil, sondern vor allem auf öffentlichen Seiten.

Esther Kalveram ist seit elf Jahren kommunalpolitisch in Kassel aktiv, zurzeit als ehrenamtliche Stadträtin. Sie ist Vorsitzende des Ortsvereins Forstfeld in Kassel und Beisitzerin im Bezirksvorstand Hessen-Nord und im Landesvorstand Hessen.
Was müsste getan werden, um ehrenamtlich Aktive wie dich besser vor Hass und Hetze zu schützen?
Es ist gut, dass Hetze und Hass im Netz jetzt endlich ernst genommen werden. Im Netz herrscht nicht einfach ein rauerer Umgangston, sondern dort wird konkret versucht Menschen mit anderer Meinung einzuschüchtern, mundtot zu machen.
Verbale Drohungen
nicht nur löschen, sondern
auch melden.
Die von Bundesjustizministerin Christine Lambrecht geplante Verschärfung des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes ist genau richtig. Es reicht nicht aus, verbale Drohungen einfach nur zu löschen, sondern es ist wichtig, dass die Betreiber diese inklusive der IP-Adresse an das Bundeskriminalamt weiterleiten. Nur so können konkret Grenzen aufgezeigt werden.
Was rätst du anderen Ehrenamtlichen, wie sie mit Bedrohungen im Alltag umgehen sollen?
Das alles nicht zu nah an sich ranzulassen, sich nicht einschüchtern zu lassen und vor allem offen darüber zu reden. Sind Drohungen strafrelevant, dann muss auf jeden Fall die Polizei informiert werden. Außerdem sollte man auch die Solidarität von anderen einfordern. Als mich mal jemand allein wegen meines Vornamens antisemitisch beleidigt hat, fand ich das Schweigen der anderen fast schlimmer als die eigentliche Beleidigung. Wir dürfen nicht mehr schweigen.
Zukunft Hessen
Ein Magazin der SPD Hessen und der SPD-Landtagsfraktion
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