Praxis geschlossen

Landidylle mit guter Luft und Milch vom Bauern nebenan – aber kein Arzt weit und breit. Das ist in Teilen der ländlichen Regionen Hessens schon heute Realität. Und der Mangel an Hausärzten auf dem Land wird in naher Zukunft noch mehr Menschen treffen, wenn nicht bald etwas geschieht.

SPD Landtagsfraktion – Text Dr. Daniela Sommer

Wie wichtig eine gute, wohnortnahe medizinische Versorgung ist, hat nicht erst die Corona- Pandemie gezeigt. Umso erstaunlicher ist es, wie entspannt die schwarzgrüne Landesregierung damit umgeht, dass Hessen bei der Versorgung mit Hausärzten im Bundesvergleich zu den Schlusslichtern gehört.

Grundsätzlich reicht die Zahl der Medizinstudienplätze nicht aus, um den Ärztebedarf in Zukunft zu decken. Hinzu kommt, dass der größere Teil der jungen Ärztinnen und Ärzte nach dem Ende des Studiums in Ballungsgebieten bleiben möchte und ein Angestelltenverhältnis bevorzugt. Gerade in den ländlichen Regionen finden deshalb immer mehr Hausärzte, die das Ruhestandsalter erreichen, keine Nachfolger mehr.

Damit in Zukunft alle Patienten unabhängig von ihrem Wohnort einen gleich guten Zugang zu medizinischer Versorgung haben, braucht es neue Konzepte zur Gesundheitsversorgung, die auf die einzelnen hessischen Regionen abgestimmt sind: mit einer besseren Steuerung und Bedarfsplanung, vor allem bezogen auf die Verteilung von Ärzten und Fachärzten, mit Kooperationen im Gesundheitsbereich, mit mehr Einflussmöglichkeiten für die Kommunen, mit Gesundheits- und Nahversorgungszentren, mit dem Einsatz von besonders geschulten Pflegefachkräften und mit E-Health. Vor allem aber braucht es Anreize für die Studierenden in der Medizin, um sie für unterversorgte ländliche Regionen gewinnen zu können. Warum also nicht Medizinstudierende, die sich später in unterversorgten Gebieten niederlassen wollen, studienbegleitend fördern? Aber dafür braucht es auch insgesamt mehr Medizinstudienplätze in Hessen. Zusätzlich kann eine Förderung für Praxisübernahmen und neue Niederlassungen von Hausärzten dort helfen, wo Unterversorgung bevorsteht oder schon herrscht. Hessen sollte dabei dem Beispiel der Länder Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Saarland, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz folgen und eine Landarztquote einführen.

Flächendeckend, bedarfsgerecht und qualitativ hochwertig – das sind die Zauberwörter für eine vernünftige Versorgungs- und Krankenhausplanung, bei der die Landesregierung stärker als bisher Verantwortung übernehmen muss. Dazu gehört es auch, für jene, die sich täglich um unsere Gesundheit kümmern, bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen – nicht nur für Mediziner, sondern auch für das Personal in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Um heute für morgen und übermorgen vorzusorgen, braucht es einen ganzheitlichen Plan für zukunftsfeste Versorgungsstrukturen, der sowohl den demografischen Herausforderungen als auch den limitierten Möglichkeiten in den klassischen Versorgungssettings und dem Fachkräftemangel Rechnung trägt. Einen solchen Plan hat die schwarzgrüne Landesregierung erkennbar nicht.


Zukunft Hessen

Ein Magazin der SPD Hessen und der SPD-Landtagsfraktion

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